repath
Geschäftsidee: Risikoanalyse zum Klimawandel
Branche: Klimaforschung
Gründungsjahr: 2021
Das Startup von der Universität Hamburg nutzt Erkenntnisse aus der Klimawissenschaft, damit Unternehmen ihre Risiken durch den Klimawandel vorzeitig identifizieren können
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repath: Mithilfe des Startups erkennen Unternehmen eigene Klimarisiken vorzeitig
Das Startup repath von der Universität Hamburg nutzt Erkenntnisse aus der Klimawissenschaft, damit Unternehmen ihre Risiken durch den Klimawandel vorzeitig identifizieren können. Hierbei wird das Team um CEO Julius Pröll von der beyourpilot-Gründungsberaterin Dr. Bettina Otto betreut (Anm.d.Red.: „beyourpilot” agiert seit Juli 2023 unter der Marke „Startup Port”).
Mit der Flutkatastrophe aufgrund von Starkregen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz rücken Extremwetterereignisse erneut in den Fokus. Einhergehend mit dem fortschreitenden globalen Klimawandel verändern sich die Wetter- und Klimacharakteristiken. So projizieren Klimamodellrechnungen häufigere und intensivere Extremwetterereignisse. Vorausschauendes Denken und Handeln wird deshalb in Bezug auf den fortschreitenden Klimawandel immer wichtiger. Dieser für Unternehmen häufig neuen fundamentalen Herausforderung widmet sich repath: Das Startup entwickelt eine sogenannte Climate Intelligence Lösung, mit dem Namen Climtelligence, die individuelle physikalische Risiken durch Extremwetterereignisse und dem sich ändernden Klima aufzeigt. Hierfür werden Erkenntnisse aus der Klimawissenschaft in sichtbare und unternehmerisch nutzbare Klimarisiken übersetzt.
Zunehmende Klimarisiken in Deutschland
„Die Flutkatastrophe hat gezeigt, dass das Thema Klimawandel in Deutschland noch mehr in den Fokus rücken sollte. Bisher hat man solche extremen Wetterereignisse ja eher woanders in der Welt verortet“, stellt Julius Pröll fest. Er leitet als CEO beim Startup repath die strategische Ausrichtung und den Vertrieb. „Die jahrelange Arbeit in der angewandten Klimaforschung hat uns gezeigt, dass Unternehmen häufig ihre individuellen Klimarisiken nicht kennen, jedoch großes Interesse an dieser Information besteht. Durch die Forschung wird zwar die Datenbasis bereitgestellt, jedoch bedarf es einer (technischen und fachlichen) Übersetzungsleistung, um diese Informationen nutzbar zu machen. Insbesondere für Unternehmen existieren bisher kaum Ansprechpartner außerhalb der Forschung. Deshalb haben wir uns für den Weg aus der angewandten Klimaforschung zum eigenen Startup entschieden“, erklärt der Wissenschaftler.
Climate Intelligence
Der Markt für sogenannte Climate Intelligence entwickelt sich derzeit rasant. Weltweit existieren nur einige wenige Wettbewerber – davon insbesondere in den USA – die einen stark wachsenden Markt vorfinden. „Im Gegensatz zu diesen Wettbewerbern ist unser Ansatz einzigartig: Als Klimadatenbasis sollen neben sogenannten globalen Klimaprojektionen auch feiner auflösende Regionalisierungen solcher gröber aufgelösten Klimamodelle Verwendung finden. Diese ermöglichen einen höheren Detailgrad insbesondere durch Berücksichtigung regionaler bis lokaler Effekte“ erklärt Julius. Darüber hinaus wurde ein Ensemble-Ansatz gewählt: Dieser Ansatz ist zwar aufwändig, erlaubt jedoch eine Einordnung individueller Risikoaffinitäten (eines Unternehmens) anhand von Bandbreiteninformationen und Aussagen zur Güte der Information. Eine solche individualisierbare Betrachtung von Klimarisiken für Unternehmen ist bisher einzigartig.
Der Klimawandel wird nicht ausreichend berücksichtigt
2017 schloss der gebürtige Wittener sein Studium als Diplom-Ingenieur der Landschaftsarchitektur und Landschaftsplanung an der Universität für Bodenkultur in Wien ab: „Im Rahmen meines Studiums habe ich festgestellt, dass wir uns zwar täglich mit unserer Umwelt auseinandersetzen, der Aspekt des Klimawandels dabei jedoch nur eine untergeordnete Rolle spielt, berichtet Julius. Er beschreibt ein Beispiel: „Teilweise wird in Leitfäden ein generalisierter „Klimawandel-Puffer“ eingebaut, welcher keine Rücksicht auf die regional sehr unterschiedlichen Ausprägungen des Klimawandels nehmen kann. Aus unserer Sicht ist deshalb eine individuellere Betrachtung essenziell.“
Julius ist der Meinung, dass der Klimawandel umfassend betrachtet werden muss: „Anpassungen an die Folgen des Klimawandels und Klimaschutz gehören zusammen. Wir müssen jetzt um das 1,5 Grad Ziel kämpfen und uns gleichzeitig aktiv mit den bereits unausweichlichen oder gar zunehmenden Klimarisiken auseinandersetzen.“ Der Wissenschaftler steckt tief im Thema: Bis Juli 2021 war Julius am Climate Service Center Germany (GERICS) tätig und beschäftigte sich dort mit der Anpassung von Unternehmen an die Folgen des Klimawandels.
Geschäftsidee und Mitgründer
Im Rahmen seiner Tätigkeiten am Climate Service Center Germany (GERICS) lernte Julius dann Dr. Thomas Remke kennen, welcher heute bei repath als CIO für die Forschung und Entwicklung zuständig ist. Thomas hat 2014 sein Studium in Integrated Climate System Science an der Universität Hamburg mit dem M.Sc. abgeschlossen und zu Auswirkungen des Klimawandels auf die Finanzierung von Windenergie an der Leuphana Universität Lüneburg promoviert. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Climate Service Center Germany lag sein Tätigkeitsschwerpunkt in der komplexen Aufbereitung, Analyse und Bewertung von Klimamodellrechnungen sowie der Entwicklung von Klimaindizes.
Gemeinsam stellten die beiden Forscher fest, dass Klimadaten für Unternehmen aus unterschiedlichen Gründen häufig nicht direkt nutzbar sind. Daraus entstand 2018 die Idee einer Gründung, welche den Zweck verfolgen soll, Klimarisiken für Unternehmen zugänglich und nutzbar zu machen.
Komplettiert wird das Gründerteam um Sebastian Bartels, welcher als Experte für visuelle Datenanalyse die ideale Ergänzung darstellt. Sebastian ist als CTO für die Bereiche IT und Produktdesign zuständig. Er hat 2016 sein Studium in Energietechnik mit dem M.Sc. an der RWTH Aachen abgeschlossen. Zuletzt war Sebastian als Business Intelligence Berater in Deutschland, Österreich und der Schweiz für die Integration von IT-Themen in Unternehmen verschiedener Größe und Branchen tätig. Datenanalysen, automatisierte Prozesse zur Datenverarbeitung und insbesondere die Umsetzung von visuellen Reportings mit der Software Tableau und deren Server-Integration standen bei dieser Tätigkeit im Fokus.
Gründungsservice und beyourpilot
„Wir wurden mit unserer Startup-Idee von der Universität Hamburg sowie dem Gründungsservice und beyourpilot mit offenen Armen empfangen und fühlen uns hier sehr wohl“, berichtet Julius. „Wir werden hier von der beyourpilot-Gründungsberaterin Dr. Bettina Otto sehr gut betreut (Anm.d.Red.: „beyourpilot” agiert seit Juli 2023 unter der Marke „Startup Port”).“ repath ist im Juli (2021) gestartet und der Fokus liegt im ersten Halbjahr auf der Entwicklung: „Parallel sind wir aber auch schon in Kundengesprächen, somit sind wir weiter als geplant. Wir sind seit unserem EXIST-Antrag im Austausch mit einem Direktkunden und arbeiten hier an den nötigen Rahmenbedingungen für eine Beauftragung. Deshalb haben wir kürzlich die repath GmbH gegründet. Zudem finden Gespräche mit weiteren möglichen Kunden statt. Über diese positive Entwicklung freuen wir uns natürlich sehr“.
Durch das Stipendium sind die Gründer nicht unmittelbar auf ein Investment angewiesen. „Eine schnellere Skalierung unseres Geschäftsmodells mit externem Geld wollen wir aber nicht gänzlich ausschließen. Dies ist zum jetzigen Zeitpunkt jedoch noch kein präsentes Thema“, führt Julius weiter aus.
Aufgrund der positiven Entwicklung benötigt repath kurzfristig weitere Mitarbeiter, hierfür wollen sie Werkverträge ausschreiben. Im November (2021) sollen mindestens zwei Personen in den Bereichen Software Development und Marketing eingestellt werden.
Meilensteine und Zukunft
„Wir richten unsere Prozesse dahingehend aus, dass wir im Juli nächsten Jahres – am Ende unserer Förderung – ein funktionierendes Unternehmen sind. Zu diesem Zeitpunkt wollen wir als Team gewachsen sein und uns selbst finanzieren können. Zum Jahreswechsel wollen wir unser erstes marktreifes Produkt fertiggestellt haben. Unsere Prototypen funktionieren bereits gut, bis unsere skalierbare Climtelligence Solution operationell nutzbar sein wird, benötigt es aber noch Entwicklungszeit“, so Julius.
Prinzipien der Nachhaltigkeit
In der Natur der Sache fühlen sich die Gründer dem Thema Nachhaltigkeit verpflichtet: „Climate Risk und Sustainability gehören zusammen. Davon sind wir überzeugt. Als Unternehmen wollen wir eine erheblich positive Wirkung auf das Gemeinwohl und die Umwelt erzielen. Deshalb richten wir unsere Prozesse auf Klimaneutralität und Nachhaltigkeit aus. Klimarisiken können nicht isoliert betrachtet, sondern müssen gemeinsam mit Klimaschutz gedacht werden, um eine gesamtgesellschaftliche Klimatransformation erreichen zu können. Inhaltlich bedienen wir zunächst das Thema Klimarisiken aber als Unternehmen wollen wir beide Aspekte gemeinsam denken und dafür einstehen“, schließt Julius.
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