Viele Konzepte und Ideen, die einen Beitrag gegen den Klimawandel oder den Verbrauch endlicher Ressourcen leisten wollen, prägen aktuell das Bild der deutschen und internationalen Startup-Szene. Im Umfeld der Metropolregion Hamburg beschäftigen sich zahlreiche Projekte mit komplexen, wissenschaftsbasierten Gründungen. Und auch dort werden immer wieder Themen mit direktem oder indirektem Nachhaltigkeitsbezug sichtbar. Effekte, die auch in Hamburg kein bloßer Hype, sondern anhaltender Trend sind. Was steckt hinter dieser Entwicklung? Eine kurze Bestandsaufnahme unseres Redakteurs Olaf Ledderboge.
Startups positionieren sich aktiv zu Themen Umwelt und Ressourcenschutz
Wie bedeutsam Aspekte der Nachhaltigkeit bei Gründungsthemen geworden ist, zeigt auch der Blick auf aktuelle Rankings. Beim „Top 50 Start-ups-Ranking“ sind auf den vorderen drei Plätzen Gründungsteams prämiert worden, die ganz aktiv einen umweltfreundlichen Impact erreichen wollen.
Das Startup „traceless materials“ (Platz 1) beispielsweise will mit neuen, naturbasierten Materialien die globale Plastikverschmutzung lösen – die beiden Gründerinnen aus Hamburg werden dabei von beyourpilot und dem Startup Dock unterstützt. Das drittplatzierte Team im „Top50-Startup-Ranking“, Team „Crafting Future“ entwickelt nachhaltige Mehrwegprodukte im Lebensmittelumfeld und zielt ebenfalls in eine vergleichbare Richtung. Aber auch die Zweitplatzierten haben Umweltaspekte zumindest indirekt im Blick: Mit praxisnahen Roboterlösungen will „Conbotics“ aus Hannover die Schadstoffbelastung zum Beispiel bei Maler- oder Handwerksarbeiten deutlich reduzieren. Bei einigen anderen Teams des Top50-Rankings spielt die Auseinandersetzung mit Fragen der Nachhaltigkeit ebenfalls eine Rolle.
Positives Marktumfeld und Technologie getriebene Innovationen
Themen wie grüne Energie, Mobilität oder Fragestellungen zu nachhaltigen Rohstoffen sind also in den Startups präsent und werden zu marktfähigen Produkten und Services entwickelt. Diese Entwicklungen sind auch in Hamburg keine Eintagsfliege und werden mit Teams wie traceless auch im Umfeld von beyourpilot immer wieder sichtbar.
Weitere Beispiele bilden die beiden Startup-Teams EnergieDock, die sich dem Wandel des Energiesektors vornehmen oder CarbonStack, die den Umweltzertifikatehandel mit praxisnaher Blockchain-Technik revolutionieren möchten. „In unseren Augen ist die Marktlage einfach gerade sehr offen für neue Ideen im Bereich Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Und auch viele etablierte Unternehmen sind auf der Suche nach neuen Ansätzen um ihre Geschäftsmodelle nachhaltiger umzugestalten. Ebenfalls wichtig ist aber auch, dass es gerade im Green-Tech-Umfeld zahlreiche Fördermöglichkeiten für Startups gibt“ erläutert Julian Kakarott, Geschäftsführer CarbonStack.
Das Marktumfeld scheint weiterhin offen für grüne Innovationen und auch etablierte Unternehmen sind auf der Suche nach nachhaltigkeitsorientierten Geschäftsmodellinnovationen. Beide Gründungsprojekte sind mittlerweile als GmbH auch rechtlich ausgegründet und nach erfolgreichen Kapitalrunden deutlich über die Seeding-Phasen ihrer Startups hinaus.
„Generation Z“ sorgt für weiteren Wandel
Die Märkte reagieren dabei zusehends auch auf die Wünsche der Endkonsumentinnen und -konsumenten sowie Käuferinnen und Käufer. Denn auch dort findet weiterhin ein Bedeutungszuwachs für grüne Produkte und Serviceleistungen statt. Das passiert naturgemäß auch durch Generationseffekte. In einer umfassenderen Erhebung zur Bundestagswahl hat das Beratungsunternehmen PWC aktuelle Entwicklungstrends bei der jungen Generation identifiziert. Das Fazit: Nachhaltigkeitsinnovationen bleiben bedeutsam.
Laut der Befragung „Gen Z wählt nachhaltig“ achten zwei Drittel der 18- bis 25-jährigen auch beim Einkaufen auf Nachhaltigkeit und entsprechende Signale bei den gekauften Waren und Produkten. Wobei die wichtigsten Kaufentscheidungssignale weiterhin von Preis und Qualität ausgingen, so die Autorinnen und Autoren. „Um auf die Bedürfnisse dieser wichtigen Kaufgruppe einzugehen, lohnt es sich für Händlerinnen und Händler sowie Herstellerinnen und Hersteller, ihr Sortiment an nachhaltigen Angeboten gezielt zu erweitern und in eine klare, transparente und ehrliche Kommunikation über die Produkteigenschaften zu investieren“ skizziert Co-Autor und Nachhaltigkeitsexperte Harald Dutzler die Faktenlagen zu den Befunden.
Die Startups entwickeln Lösungen, die auch einen Markt finden
Grundsätzlich ließe auch sich eine Bereitschaft erkennen, einen Aufpreis für Produkte zu zahlen, die gewisse Nachhaltigkeitskriterien erfüllen. Und ebenso gäbe es den Wunsch nach Alternativen zu Plastik oder Lösungen gegen die Flut an Verpackungsmüll.
Ob EnergieDock, CarbonStack oder traceless materials, die Gründerinnen und Gründer in Hamburg entwickeln Lösungen, die auf entsprechende Nachfrage stoßen. Und dem Anschein nach auf funktionierende Marktkräfte für grüne Services und Dienstleistungen treffen, die auch vom Umwelt- und Klimabewusstsein in den jüngeren Generationen getragen werden.
Quellen / Links:
Steckbrief: „Traceless“ https://www.top50startups.de/start-ups/ranking/2021/traceless-materials-gmbh Steckbrief: „Conbotics“: https://www.top50startups.de/start-ups/ranking/2021/conbotics Steckbrief: „Crafting Future“: https://www.top50startups.de/start-ups/ranking/2021/crafting-future-gmbh PWC Studie „Gen Z wählt nachhaltig. Umfrage unter 18- bis 25-Jährigen September 2021“; https://www.pwc.de/de/nachhaltigkeit/gen-z-waehlt-nachhaltig-2.pdf Artikel „Die Gen Z legt Wert auf Nachhaltigkeit“; PWC; https://www.pwc.de/de/pressemitteilungen/2021/die-gen-z-legt-wert-auf-nachhaltigkeit-beim-einkauf-und-bei-der-bundestagswahl.html