Das Startup traceless materials von der Technischen Universität Hamburg (TUHH) ist das „erste reine Frauen-Startup“, welches das „Top 50 Start-ups-Ranking” gewonnen hat. Über 170 Startup-Wettbewerbe wurden hierzu analysiert. Das unternehmerische Vorhaben der beiden Gründerinnen wird vom Startup Port @TUHH tatkräftig unterstützt. Bis Ende 2030 wollen sie eine Million Tonnen ihres Materials auf den Markt gebracht und 500 Stellen geschaffen haben.
Die promovierte Verfahrenstechnikerin Dr. Anne Lamp und die MBA-Absolventin Johanna Baare haben das Startup traceless im September 2020 gemeinsam gegründet. Die Gründerinnen haben es sich zur Aufgabe gemacht, die globale Plastikverschmutzung zu lösen, indem sie Materialien von der Natur für die Natur entwickeln. Das Unternehmen der beiden Gründerinnen wurde nun an der Spitze der „Top 50 Start-ups im Jahr 2021“ geführt. Hierzu wurden über 170 Startup-Wettbewerbe analysiert. traceless materials ist somit das erste allein von Frauen gegründete Startup, das den ersten Platz bei Deutschlands „Top 50 Start-ups im Jahr 2021“ gewinnen konnte: „Es ist das erste Mal, dass ein Startup mit einem rein weiblichen Gründerteam das Ranking anführt! Darauf können wir stolz sein, aber wir hoffen, dass dies in naher Zukunft nicht mehr erwähnenswert sein wird, da es dann nur noch normal ist, ein weiblich gegründetes Unternehmen zu sein“, verkündete Anne per LinkedIn. „Wie auch immer, wir lieben Anerkennungen wie diese – sie geben uns noch mehr Energie, um weiter an allem zu arbeiten, wofür wir bei traceless stehen, und genau das werden wir in den kommenden Wochen tun“, so die Wissenschaftlerin weiter.
Vielseitiger Support für die Gründerinnen
Das Unternehmen sitzt an der Technischen Universität Hamburg (TUHH) und wird vom Startup Port @TUHH (früher Startup Dock) unterstützt: „Ich war anfangs unsicher und kannte meine Optionen hinsichtlich einer Gründung nicht. Das Startup Dock hat mich beraten und gab mir Tipps. Sebastian Bartosch war meine Hauptansprechperson, aber auch Konstantin Kollar und Dr. Andrea Otto haben mich hinsichtlich der Gründung beraten. Sie sind bis heute meine Sparringspartner, wenn es um mein Pitchdeck geht. Wir sprechen beispielsweise auch über unsere Strategie, wie wir Dinge realisieren können. Das sind alles Business-Komponenten, über die man sich als Forscher weniger Gedanken macht“, berichtete Anne im Rahmen unserer Startup Story. „Zudem hat mir Hamburg Innovation viel geholfen, als ich mich mit meinem Projekt biofilm vor einem Jahr bei „Calls for Transfer“ (C4T) beworben habe, einem Förderprogramm für Technologietransfer und Innovationen an Hochschulen. Und als gegen Jahresende dann die Zusage kam – das war toll! Denn wenn man alleine an der Uni mit einer Idee sitzt, hat man erstmal kein Geld. Mit bioplast (heute traceless plast) habe ich mich erneut erfolgreich beworben und die Förderung bekommen. C4T ist einfach ein Unikat in Sachen Geschwindigkeit: Noch nicht mal zwei Monate von der Bewerbung bis zur Zusage, das findet man sonst nirgendwo“, zeigte Anne sich im Interview zur Startup Story zufrieden.
Die Geschäftsidee: Ein formstabiles Material aus Reststoffen der Agrarindustrie
Die von Dr. Anne Lamp entwickelte Technologie ermöglicht es, aus Reststoffen der Agrarindustrie ein neues Material herzustellen, aus dem eine Folie, ein formstabiles Material und Beschichtungen gewonnen werden können. „Unsere innovative, zum Patent angemeldete Technologie ermöglicht erstmals die Nutzung von Nebenprodukten der Agrarindustrie zur Herstellung von Materialien, die zu Hause kompostierbar sind“, erklärt die Wissenschaftlerin. Diese sind 100 Prozent biobasiert, konkurrieren nicht mit der Lebensmittelproduktion, benötigen keine umwelt- oder gesundheitsschädlichen Weichmacher oder andere Zusatzstoffe und sind zu Hause kompostierbar. Das neue Material besitzt mechanische, Barriere- und lagerstabile Eigenschaften, die mit denen herkömmlicher Kunststofffolien und Hartkunststoffen vergleichbar sind. Zudem fällt es nicht unter die EU-Kunststoffrichtlinie, ist bereits heute in seiner Qualität wettbewerbsfähig – und wird auf industriellem Produktionsmaßstab sogar preislich mit herkömmlichem Kunststoff konkurrieren können.
Ambitionierte Ziele für 2030
„Langfristig ist unser Ziel, Plastik überall dort zu ersetzen, wo es in der Umwelt landen kann und es wichtig ist, dass sich das Material abbaut. Das sind vor allem Verpackungsanwendungen sowohl im Lebensmittel- als auch im Nichtlebensmittelbereich, aber auch Einmalprodukte genauso wie Beschichtungs- und Klebstofflösungen“, erklärte Johanna im Top-50-Interview die anvisierte Zukunft. Das Startup soll schnell wie möglich wachsen: „Bis Ende 2030 wollen wir eine Million Tonnen unseres Materials auf den Markt gebracht und 500 Stellen geschaffen haben“, so die MBA-Absolventin zuversichtlich.
Quellen und weiterführende Links:
Das Ranking der Top 50 Startups 2021
Interview von traceless im Rahmen ihrer Spitzenplatzierung
Weitere Informationen zur Gründungsgeschichte via Startup Stories