07.07.2022 | Hamburg, Lüneburg, Wedel
„Die Metropolregion Hamburg ist definitiv ein Gründungshotspot in Deutschland!“ – zu dieser Einschätzung kamen nicht nur die Diskutanten auf der Bühne, sondern alle Gäste beim Startup Port Community Day. Über 200 Gründungsenthusiasten waren am 7. Juli ins Forum Finkenau gekommen, um den Gründungsgeist der Metropolregion zu feiern und sich miteinander zu vernetzen.
Zuvor wollten die Anwesenden allerdings wissen, worin denn die Herausforderungen für Gründungen aus der Wissenschaft liegen. Deshalb ließen sie zu diesem Thema Expert*innen unter dem Motto „Entern oder kentern“ diskutieren. Niklas Carsten, Unternehmer und Netzwerker, moderierte die Runde.
Dr. Wienke Reynolds, Bioverfahrenstechnikerin und Co-Gründerin von LignoPure, berichtete über ihre Erfahrungen bei der Ausgründung an der Technischen Universität Hamburg. Sie und ihre Mitgründerinnen seien damals zwar erfolgreiche Forscherinnen gewesen und mit Beteiligungen an erfolgversprechenden Patenten, doch Geschäftsinn hätten sie wenig gehabt. In der Folge seien ihnen viele Fehler passiert, die sie jedoch nie als Rückschritt, sondern immer als Ansporn zum Lernen verstanden hätten. Damit erfüllte Reynolds genau die Vorbildfunktion die Mit-Diskutant Johannes Berg einforderte. Denn der Geschäftsführer des Digital Hub Logistik Hamburg, betonte die Wichtigkeit von Vorbildern in der Startup Szene. Erfolgreiche Gründer*innen müssten ihre eigene Freude am Gründen weitergeben und so andere zu motivieren, den entscheidenden Schritt zur eigenen Gründung zu wagen. Auch sollten sie sich als Coaches und Finanzierungspartner*innen in die Community einbringen.
Marianne Kulicke zeigte sich auf dem Podium beeindruckt von der Dynamik des Gründungsökosystems der Metropolregion Hamburg in den vergangenen Jahren. Im Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI beschäftigt sie sich mit der Evaluierung und Wirkungsmessung von Maßnahmen zu Förderung junger Technologieunternehmen. Sie lobte die gute Zusammenarbeit der Hochschulen in der Region, die immer als Motoren für die Ökosysteme in Hotspots fungierten. Ihrer Meinung nach stehe Hamburg den Gründungsmetropolen Berlin und München in nichts nach. In Hamburg werde der Spaß am Gründen vermittelt, dieser Spirit mache die Region aus. Ihrer Meinung nach sollte die Region den hier bereits stark entwickelten Fokus auf Nachhaltigkeit noch stärker in den Mittelpunkt stellen.
Jakob Berndt hat diesen Schritt bereits mehrmals getätigt: Als Mitgründer des Social Business Lemonaid Beverages, das seit 2009 mit den Marken Lemonaid und ChariTea auf dem europäischen Softdrink-Markt aktiv ist, sowie als einer von drei Gründern von Tomorrow, einem nachhaltigen Hamburger Bankdienstleister. Er bekräftigt, dass ein zu starker Fokus auf Zahlen und KPIs nicht immer zielführend sein kann. Dieser Meinung ist auch Prof. Dr. Burkhardt Funk, Professor für Wirtschaftsinformatik und Data Science an der Leuphana Universität Lüneburg. Vor seiner Berufung war er als Unternehmensberater tätig und hat selbst bereits Unternehmen gegründet. Als Mentor für Startups und als Business Angel hat er beobachtet, dass die Bildung interdisziplinärer Teams mehr gefördert werden sollte, um das Potential des Zusammenwirkens unterschiedlicher Fachrichtungen für nachhaltige Gründungen zu nutzen. Dafür sollten die Hochschulen Orte sein, an denen Gründungsgeist „in die Köpfe gepflanzt“ würde. Starre Metriken und die Erwartungshaltung, dass Hochschulen ihre Gründungsförderung monetariseren sollten, stünden dieser Aufgabe aber oftmals im Weg und sollten überwunden werden.
Die Podiumsgäste waren sich zum Ende einig: Die Metropolregion Hamburg hat eine großartige Startup Community! Die Zahlen der Gründungen aus der Wissenschaft sind ansteigend und mit dem Startup Port, der die Expertise der gesamten Region bündelt und Austausch sowie Zusammenarbeit der Hochschulen und deren Mitglieder fördert, wird der Standort im Norden für Gründungsenthusiast*innen noch attraktiver! Beweis dafür waren die zahlreichen Gespräche und Vernetzungsaktivitäten, mit denen alle Anwesenden die Veranstaltung bis in den späten Abend fortführten.