VisioPlan bietet benutzerfreundliche Lösungen in der Entwurfsplanung für private Bauherr*innen: Mithilfe von VR-Technologien überwindet das Startup der Technischen Universität Hamburg (TU Hamburg) mangelnde Vorstellungskraft und schafft ein realitätsnahes Raumgefühl. Kürzlich hat sich VisioPlan mit Unterstützung des Startup Port bzw. Startup Port @ TUHH erfolgreich um ein EXIST-Stipendium beworben. Wir sprachen mit Mitgründer Kevin Fechner.
Moin Kevin, könntest du uns zu Beginn deine Geschäftsidee beschreiben?
Wer schon einmal eine Immobilie gebaut, umgebaut oder eingerichtet hat, kennt das Problem: Erst in der Nutzungsphase wird einem die Wirkung des Grundrisses in vollem Umfang bewusst. Planungsfehler müssen dann hingenommen oder teuer korrigiert werden. Wir beugen diesem Problem vor, indem wir es den Menschen ermöglichen, ihre Immobilie vor Baubeginn virtuell zu begehen und solche Probleme zu erkennen. Dabei legen wir Wert auf einfache Bedienbarkeit bei gleichzeitiger Integration in den herkömmlichen Planungsprozess. Die Bauherr*innen benötigen dafür nur einen Grundriss im Originalmaßstab, den Rest erledigen wir.
Wie seid ihr auf diese Idee gekommen?
Wir haben bereits im Rahmen unseres Studiums 3D-Modelle von Immobilien am PC erstellt und diese dann mit einer VR-Brille besichtigt. Das hat den Grundstein für viele Gespräche über weitere Möglichkeiten und schließlich für unsere Produktidee gelegt.
In begleitenden Tätigkeiten, beispielsweise als Werkstudent in einem Planungsbüro, wurde uns klar, dass Architekt*innen oft einen erheblichen Aufwand betreiben müssen, um die Vorstellungen der Auftraggeber*innen zu erfüllen. Viele persönliche Gespräche sind notwendig, um deren Wünsche und Bedürfnisse zu verstehen und in Entwürfe umzusetzen. Trotz aller Bemühungen kommt es jedoch häufig vor, dass die Kundschaft Schwierigkeiten hat, sich die Immobilie anhand des Grundrisses vorzustellen. Als Reaktion auf diese Herausforderung haben wir im Jahr 2022 beschlossen, eine Software zu entwickeln, die es den Bauherr*innen ermöglicht, ihre Entwürfe in einer virtuellen Realität zu betrachten und an ihre Bedürfnisse anzupassen. Nach Expert*innen-Interviews und intensiver Recherche kamen wir zu dem Schluss, dass VR die beste Technologie ist, um Bauherr*innen eine realistische Darstellung ihrer geplanten Immobilie zu bieten und den Mangel an Vorstellungskraft zu überwinden.
Wie hast du deine Mitgründenden kennengelernt?
Mathias Worm, Albert Lößner und ich haben uns im Bachelor-Studium an der Bauhaus-Universität Weimar kennengelernt und schon damals gemeinsam über Gründungsideen nachgedacht. Als es konkreter wurde, kam Maximilian Schmidt, ein alter Freund von mir, dazu und füllte die Lücke in der Webentwicklung perfekt aus.
Wie sind die Kompetenzbereiche bei euch verteilt?
Albert und ich sind für den Business-Bereich zuständig. Wir haben einen Bachelor und einen Master in Bau-, Immobilien- und Infrastrukturmanagement von der Bauhaus-Universität Weimar. Während ich praktische Erfahrungen als Bauüberwacher und Berater sammeln konnte, hat Albert verschiedene Anwendungsszenarien im Bauwesen für Unternehmen digitalisiert und dabei grundlegende Programmierkenntnisse erworben. Gemeinsam haben wir an der Hochschule 21 in Buxtehude als wissenschaftliche Mitarbeiter in Forschungsprojekten (BIREM & USIN5G) gearbeitet und uns auf Building Information Modeling (BIM) spezialisiert.
Mein Schwerpunkt lag auf der strategischen Implementierung von BIM in kleinen und mittelständischen Unternehmen und dem internen Projektmanagement. Albert war verantwortlich für die Forschung im Bereich der Erstellung und Strukturierung von 3D-Modellen für den intelligenten Katastrophenschutz und für Leitfäden zur Implementierung von BIM in KMU.
Maximilian und Mathias sind für die technische Entwicklung des Produktes verantwortlich. Maximilian studierte ursprünglich Grafikdesign an der privaten Hochschule HTK in Hamburg. Nach seinem Studium konnte er Anfang der 2010er Jahre beim Hamburger Verlagshaus “Gruner + Jahr” die spannende, aber auch herausfordernde Aufgabe der digitalen Transformation von Print- zu Digitalprodukten maßgeblich begleiten und mitgestalten.
Seit über 15 Jahren ist Maximilian freiberuflich in der Softwareentwicklung tätig und durfte in dieser Zeit viele Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen bei der Entwicklung von Apps, Websites und Applikationen unterstützen. Von kleinen Unternehmen über Mittelständler bis hin zu großen DAX-Unternehmen.
Mathias hingegen absolvierte nach seiner Ausbildung zum Fachinformatiker ein Bachelorstudium an der Bauhaus-Universität Weimar sowie ein Masterstudium im Bauingenieurwesen an der Universität Braunschweig. Seine Kenntnisse aus Ausbildung und Studium vertiefte er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Digitales und Autonomes Bauen der TUHH, wo er sich mit der 3D-Modellierung von Bauwerken und deren Integration in robotergestützte Bauprozesse beschäftigte.
Wie ist der Name eures Unternehmens entstanden?
Der Name VisioPlan soll verdeutlichen, dass wir unsere Kundschaft in die Lage versetzen, ihre Vorstellungen von ihrer Immobilie bereits in der Planungsphase festzuhalten, um nachträgliche Änderungen oder Fehlplanungen zu vermeiden und Ressourcen zu schonen.
Wie seid ihr auf den Startup Port bzw. Startup Port @ TUHH aufmerksam geworden? Wie konnte die Gründungsunterstützung euch bei der Entwicklung eures Startups helfen?
Als unsere Gründungsidee formuliert war, haben wir online nach Möglichkeiten gesucht, diese umzusetzen und sind dabei auf den Startup Port gestoßen. Das war noch zu Covid-Zeiten, als die Büros deutlich leerer waren als in den Jahren zuvor, wie uns ein Gründungsberater berichtete. Das kam uns sehr entgegen, denn wir waren auf der Suche nach einem Büro, um weiter an unserer Idee zu arbeiten und uns schließlich für das EXIST-Gründungsstipendium zu bewerben.
Das Büro war zum einen der Startpunkt für eine bessere Zusammenarbeit untereinander, zum anderen aber auch eine erste Bestätigung, dass jemand an uns und unsere Idee glaubt. In den folgenden Wochen und Monaten wurden wir in der EXIST-Bewerbungsphase von Gründungsberater Konstantin Kollar begleitet, der uns immer mit hilfreichen Tipps zur Seite stand und uns in vielen Gesprächen gecoacht hat.
Mittlerweile haben wir die Zusage für das EXIST-Gründungsstipendium erhalten und sind Teil des Inkubationsprogramms des Startup Port @ TUHH, durch das wir an Workshops zu verschiedenen gründungsrelevanten Themen teilnehmen können. Außerdem ist der ständige Austausch mit anderen Startups, die sich in einer ähnlichen Gründungsphase befinden, immer hilfreich.
In welchem Zeitraum erhaltet ihr das EXIST-Gründungsstipendium? Wann gründet ihr?
Das EXIST-Gründungsstipendium beginnt am 01.10.2023 und hat eine Laufzeit von 12 Monaten: Wir werden voraussichtlich zwei Monate vor Ende der Förderung eine GmbH gründen.
Was sind Eure Ziele bis Ende des Jahres? Welche weiteren Finanzierungen etc strebt Ihr an?
Wir nutzen die Zeit des Gründungsstipendiums, um ein marktreifes Produkt zu veröffentlichen. Bis Ende des Jahres ist es unser oberstes Ziel, eine Alpha-Version unseres Produktes zu entwickeln und mit ersten Nutzern zu testen. Zum Ende des EXIST-Gründungsstipendiums soll unser erstes Produkt käuflich erwerbbar sein, so dass wir ab diesem Zeitpunkt erste Umsätze generieren und weiter wachsen können. Dafür suchen wir zusätzlich einen strategischen Business Angel. Denkbar ist aus unserer Sicht auch eine Bewerbung für das Förderprogramm InnoRampUp, um die Herausforderung des Markteintritts zu meistern. Die Bewerbungsphase für Ventures und weitere Förderungen ist für den Zeitraum von April bis September 2024 geplant.
Weiterführende Links:
Kevin Fechner (VisioPlan) bei LinkedIn