Das Startup traceless materials der Technischen Universität Hamburg (TUHH) hat sich diese Woche im Rahmen einer Series A-Finanzierungsrunde 36,6 Millionen Euro gesichert. Die Investierenden wurden von UB FIGG und SWEN CP’s Blue Ocean Fund angeführt. traceless materials sichert sich damit die Finanzierung, um die Produktionskapazitäten ihrer innovativen Biomaterial-Technologie auf industriellen Maßstab zu erweitern. Gestern hat Mitgründerin und CEO Dr. Anne Lamp zudem als einzige Repräsentantin eines Greentech-Startups am Chemiegipfel teilgenommen, wo eine gemeinsame Roadmap für die fossilfreie Transformation vorgestellt wurde. traceless materials wird von Startup Port @TUHH unterstützt.
Angeführt wurde die Runde von dem Private-Equity-Fonds UB Forest Industry Green Growth Fund (UB FIGG), der in nachhaltige und ressourceneffiziente forst- und biobasierte Industrien investiert, sowie von SWEN Blue Ocean, die in Innovationen investiert, die dazu beitragen, drei existenzielle Bedrohungen für die Gesundheit der Ozeane zu bekämpfen: Überfischung, Verschmutzung und Klimawandel. Ein lokales Bankenkonsortium, bestehend aus der GLS Bank Hamburg und der Hamburger Sparkasse, beteiligte sich ebenso an der Finanzierungsrunde wie die drei bestehenden Investoren des Unternehmens, der Green-Tech-Investor Planet A, der Seed-Investor High-Tech Gründungsfonds (HTGF) und der Deep-Tech-Investor b.value.
Transformation zur Kreislaufwirtschaft
Kunststoffe hinterlassen nicht nur die sichtbaren Spuren der globalen Plastikverschmutzung, sondern tragen durch ihre ressourcenintensive Herstellung aus fossilen Rohstoffen auch maßgeblich zur Klimakrise bei. Als Teil einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft bietet die Bioökonomie eine Lösung: traceless materials hat ein ganzheitlich nachhaltiges Material zur Bekämpfung der Plastikkrise entwickelt.
Das Startup-Unternehmen stellt traceless®-Materialien in Granulatform her, die mit Standardtechnologien der Kunststoff- und Verpackungsindustrie weiterverarbeitet werden können. So kann das Material in einer breiten Palette von Endprodukten eingesetzt werden – von starren Formteilen über flexible Folien bis hin zu Papierbeschichtungen oder Klebstoffen.
Das natürliche Biomaterial traceless® ist zertifiziert vollständig biobasiert, kompostierbar und frei von Kunststoffen. Durch die Verwendung von landwirtschaftlichen Reststoffen werden wertvolle Biomasse-Ressourcen geschont. Die zum Patent angemeldete Technologie basiert auf natürlichen Polymeren, enthält keine potenziell schädlichen Chemikalien und hat einen minimalen ökologischen Fußabdruck: Im Vergleich zu Kunststoff werden 91 Prozent der CO2-Emissionen und 89 Prozent des fossilen Energiebedarfs bei Produktion und Entsorgung eingespart.
Wesentlicher Beitrag zur Lösung der Plastikverschmutzung
„Durch die Skalierung unserer innovativen Technologie zeigen wir, dass eine klimafreundliche, zirkuläre, resiliente und regenerative Industrie möglich ist. Mit unserem neuartigen Biomaterial können wir einen wesentlichen Beitrag zur Lösung der Plastikverschmutzung leisten”, so Dr. Anne Lamp, CEO und Mitgründerin von traceless. „Wir sind überzeugt, dass UB FIGG und SWEN eine großartige Ergänzung unserer Gesellschafter sind, da sie über einschlägige Kenntnisse in unserer Branche verfügen. Dass sowohl unsere Investoren als auch die Banken unsere Mission voll unterstützen, war ein entscheidendes Kriterium für uns.“
Um die innovative Technologie erstmals im industriellen Maßstab umzusetzen, baut traceless eine Demonstrationsanlage in Hamburg. Mit dieser Produktionsanlage wird das Unternehmen jährlich mehrere tausend Tonnen konventioneller Kunststoffe ersetzen und gleichzeitig erhebliche Mengen an CO2-Emissionen, fossilen Ressourcen, Wasser und landwirtschaftlicher Nutzfläche einsparen.
traceless überzeugt
„Der Ansatz von traceless, weithin verfügbare landwirtschaftliche Nebenströme zu nutzen, um fossile Kunststoffe zu ersetzen, und die finanziellen Möglichkeiten, die ihre Lösung bietet, haben uns sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch überzeugt”, erklärt Sakari Saarela, Partner bei UB FIGG. „Das traceless-Team hat in Bezug auf die Materialleistung, die Entwicklungszeiten und die Kommerzialisierung des neuen Materials extrem gute Ergebnisse erzielt. Wir freuen uns darauf, Anne, Johanna und das Team beim Scale-up dieser innovativen Technologie zu begleiten.”
„Der Blue-Ocean-Fonds möchte in Startups investieren, die innovative Lösungen für die drei größten Bedrohungen unserer Ozeane anbieten: Überfischung, Meeresverschmutzung und Klimawandel. Da die Verschmutzung durch Plastik eine der größten Bedrohungen für unsere Ozeane ist, waren wir von traceless sofort angetan. Das biobasierte und biologisch abbaubaren Material kann Kunststoffe in Produkten ersetzen, die leicht in die Umwelt und damit in unsere Ozeane gelangen, wie z. B. Einwegverpackungen und versteckte Kunststoffe in Klebstoffen und Papierbeschichtungen. traceless ist eine überzeugende Alternative für Anwendungen, bei denen wiederverwendbare Lösungen nicht nachhaltig sind und ein technisches Recycling nicht möglich ist”, begründet Olivier Raybaud, Managing Director von SWEN Capital Partners.
Förderung auch aus dem Umweltinnovationsprogramm
Die Serie A ist der zweite Teil der Finanzierungsstrategie des Unternehmens zur Erweiterung der Produktionskapazitäten. Wie bereits bekannt gegeben, wird das Projekt mit 5.128.401 Euro aus dem Umweltinnovationsprogramm des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Reaktorsicherheit und Verbraucherschutz gefördert.
Besondere Herausforderung für industrielle Produktions-Startups
„Die Finanzierung von kapitalintensiven Startups ist für viele Investoren und Banken noch ungewohnt. Das macht es zu einer besonderen Herausforderung für industrielle Produktions-Startups wie uns, die die innovativen Technologien von morgen entwickeln. Wir freuen uns sehr, dass wir mit UB FIGG, SWEN Blue Ocean, Planet A, HTGF, b.value und unserem lokalen Bankenkonsortium Partner gefunden haben, die unsere Vision teilen und die Herausforderungen der Finanzierung unseres Hardware Scale-ups erkannt und verstanden haben. Mit ihrer Unterstützung werden wir unsere ehrgeizigen Ziele erreichen und unseren Beitrag zur Lösung der globalen Plastikverschmutzung leisten”, so Johanna Baare, COO und Mitgründerin von traceless.
traceless bereitet den Weg für den grünen Wandel der Industrie
Anne Lamp wagte 2020 den mutigen Schritt und gründete traceless, gemeinsam mit der gelernten Ökonomin Johanna Baare. „Für mich bedeutete die Gründung eines Startups eine gewisse Umstellung“, stellte sie damals fest: „Ich musste die reine Wissenschaftsbrille abnehme und plötzlich auch wirtschaftlich denken.“ Die Beratung dazu gab es vom Startup Port, eine erste finanzielle Starthilfe gab’s vom Förderprogramm „Calls for Transfer“ von Hamburg Innovation. Das heute rund 40-köpfige Team von traceless hat sich zum Ziel gesetzt, Kunststoffe in großen Mengen zu ersetzen, indem es erstmals zeigt, dass das innovative Verfahren im industriellen Maßstab umgesetzt werden kann. Parallel zum Technologie-Scale-up entwickelt das kontinuierlich wachsende Unternehmen gemeinsam mit Kunden und Partnern Pilotprodukte aus traceless®-Materialien.
Aufgrund seiner innovativen Lösung wird das Unternehmen im Rahmen des EIC Accelerators von der EU gefördert. Darüber hinaus wurde das Unternehmen bereits mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Deutschen Gründerpreis und dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis/Next Economy Award.
traceless bietet eine Lösung für die globale Plastikverschmutzung und den damit verbundenen Klimawandel, Ressourcenknappheit und Biodiversitätsverlust. Damit ist traceless eine Wegbereiterin für die grüne Transformation der Industrie.
Zukunftsgipfel statt Krisengipfel: Eine neue Roadmap für die Chemieindustrie
Gestern hat Mitgründerin und CEO Anne Lamp als einzige Repräsentantin eines Greentech-Startups am Chemiegipfel im Bundeskanzleramt teilgenommen, wo eine gemeinsame Roadmap für die fossilfreie Transformation vorgestellt wurde. Ziel war es, der Untergangsstimmung, die in der traditionell fossilbasierten und energieintensiven Chemiebranche herrscht, eine positive Zukunftsperspektive entgegenzusetzen. Denn es gibt Lösungen: Es wurde ein gemeinsames Positionspapier verfasst, in dem sich für eine fossilfreie Transformation, regenerative und effiziente Lösungen und eine echte Zukunftsstrategie stark gemacht wurde. Hinter der Erklärung steht eine kurzfristig initiierte Allianz von knapp 30 innovativen Akteuren der Circular Economy, aus verschiedenen Bereichen der zirkulären Wertschöpfungskette. Details finden sich im gemeinsamen veröffentlichten achtseitigen Positionspapier.
Weitere Informationen zur Gründungsgeschichte von traceless materials via Startup Stories
UB FOREST INDUSTRY GREEN GROWTH FUND UB FIGG ist ein Private-Equity-Fonds, der in Unternehmen investiert, die sich auf den Ersatz von Kunststoffen und anderen auf fossilen Brennstoffen basierenden Materialien, die höherwertige und effizientere Nutzung von Holz und Nebenströmen landwirtschaftlicher Rohstoffe sowie die verstärkte Nutzung dieser Rohstoffe in einem breiten Spektrum von Zwischen- und Endanwendungen konzentrieren. Durch seine Investitionen will der Fonds die Forst- und Holzwirtschaft bei der Entwicklung von Lösungen zur Eindämmung des Klimawandels unterstützen. UB FIGG ist Unterzeichner der Operating Principles for Impact Management und berichtet über die Umwelt- und Klimaauswirkungen seiner Investitionen.
SWEN BLUE OCEAN CAPITAL PARTNERS ist mit einem verwalteten Vermögen von etwa 7,7 Milliarden Euro einer der führenden Anbietenden von verantwortungsbewussten Private-Equity-Investments in Europa und bietet eine breite Palette an Investmentprogrammen für institutionelle und private Kund*innen. Seit 2012 hat die Fondsgesellschaft ESG-Kriterien in ihre gesamte Vermögensverwaltung integriert und seit 2017 eine Klimastrategie umgesetzt. Im Jahr 2021 hat sie ihre Maßnahmen für ein gerechteres und nachhaltigeres Wachstum mit der Einführung von Blue Ocean verstärkt. SWEN Capital Partners gehört der OFI Invest Gruppe, Crédit Mutuel Arkéa und einem Teil ihres Teams. Seit Januar 2022 ist SWEN Capital Partners Mitgesellschafter der NEC-Initiative, die eine Methodik entwickelt hat, die es sozioökonomischen Akteur*innen ermöglicht, ihren Beitrag zum ökologischen Wandel zu messen, um den Aufbau einer verantwortungsvollen und nachhaltigen Wirtschaft zu schaffen.