Die Gründung eines eigenen Unternehmens ist für die Mehrheit der Schulabgänger*innen keine Karriereoption. Viele gehen eher den „klassischen“ Weg: Sie wählen ein Studium, machen ein Freies Soziales Jahr oder beginnen eine Ausbildung. Woran liegt das?
Ein Grund dafür ist sicherlich die große Unsicherheit, die mit der Karriereoption „Gründung“ einhergeht.
Das „Student Training for Entrepreneurial Promotion“ (kurz: STEP) soll hier die ersten Vorbehalte und Ängste nehmen sowie die ersten Schritte in Richtung Gründung vereinfachen und begleiten.
Adrian Garcia und Joshua Biron haben beide am diesjährigen STEP-Programm teilgenommen.
Joshua interessiert sich schon lange für das Thema Entrepreneurship. Bereits während der Schulzeit ist ihm klar, dass er sich im Startup-Ökosystem tummeln will – und das obwohl es weder in der Schule noch in seinem direkten Umfeld Berührungspunkte mit diesem Thema gab. „Bücher von und über Gründungspersönlichkeiten haben mich inspiriert. Bei STEP mitzumachen, war daher für mich der logische Start meiner Entrepreneurial Journey.“
Adrian hingegen wollte eigentlich nicht gründen. Jetzt bewirbt er sich – dank STEP – mit seinem Team luneco beim Startup Port Holistic Impact Incubator (kurz: HOLII).
Adrian schrieb sich an der Leuphana Universität Lüneburg ein, um sich im Bereich Nachhaltigkeit weiter zu entwickeln. In der Mensa bekam er eine STEP-Broschüre zwischen die Finger.
„Mein Vater sagt immer zu mir, ich sei ein guter Networker. Ich bin auch sehr kreativ in der Geschäftsentwicklung und Entrepreneurial Promotion passt zu mir. Von daher habe ich mir gesagt ‚Wenn nicht jetzt, wann dann?!‘ und habe mich für STEP entschieden.“
Der vergangene STEP-Batch im Startup Port fand Online sowie in Präsenz statt. Hatten sich die Teilnehmenden einmal entschieden, in welchem Rahmen sie STEP durchlaufen wollten, wurden die Teams nach festgelegten Kriterien zusammengesetzt, um an einer Gründungsidee zu arbeiten.
Während des handlungsorientierten Trainings lernen die Teilnehmenden den unternehmerischen Prozess anhand dieses tatsächlichen Gründungsprojekts kennen.
In zwölf Sessions wird evidenzbasiertes, unternehmerisches Handlungswissen erarbeitet, welches sich direkt auf die eigene Idee anwenden lässt. Die Sessions umfassen den kompletten unternehmerischen Prozess und vermitteln Inhalte aus den Disziplinen Entrepreneurship, Management und Psychologie.
Während Joshua sich aus zeitlichen Gründen für die Online-Variante entschieden hatte, nahm Adrian mit seinem Team an den Präsenzveranstaltungen teil.
„Der Vorteil der Online-Variante ist sicherlich, dass wir uns ortunabhängig ohne viel Aufwand und super flexibel sehen und zum unserem Projekt austauschen konnten. Ich bin aber auch fest davon überzeugt, dass unser Teamspirit einen großen Sprung gemacht hätte, wenn wir uns auch einmal in Präsenz getroffen hätten.“
Joshua arbeitete mit seinem Team an einer Fitness-App für Personal Trainer, um das individuelle Training zu optimieren. Diese Idee war schnell gefunden – die Auswahl der Mitgründenden mit ihren Fähigkeiten und Backgrounds war zwar sehr vielfältig, die Gemeinsamkeit bei allen war aber das Interesse für Sport. Allen war klar, dass sie während STEP an einer digitalen Lösung arbeiten wollen.
Adrians Team hingegen hatte sich vorgenommen, einen handfesten Prototypen zum Abschlusspitch zu präsentieren. Zuvor hatten sie sich in den ersten STEP-Sessions das nötige Handwerkszeug angeeignet, um in den Design Thinking Prozess zu gehen.
Nach ersten Beobachtungen und Brain Storming kam das Team zu dem Ergebnis, dass die Mehrheit der Leuphana-Studierenden keinen Laptop-Stand nutzen.
Laptops sind nicht unbedingt für ihre ausgezeichnete Ergonomie bekannt. Mehrere Stunden am Tag vor diesem Bildschirmgerät wirken sich negativ auf die Haltung aus und verursachen besonders im Nackenbereich erste Leiden. Weitere Beschwerden wie Kopf- und Rückenschmerzen sowie Konzentrationsschwierigkeiten sind dann nur noch eine Frage der Zeit.
Diese Erkenntnisse verarbeitete Adrian mit seinem Team zu einer Lösung, die sich auf mehreren Ebenen nachhaltig auswirken soll: Ein Laptop-Stand, der nicht nur für eine verbesserte Ergonomie sorgen soll, sondern gleichzeitig auch der Umwelt einen großen Gefallen tut, indem er aus recycelten Materialen hergestellt wird – kostengünstig aus dem 3D-Drucker. Der erste Prototyp liegt, dank Zusammenarbeit mit dem FabLab Lüneburg und der Recycling Fabrik, bereits vor.
Joshua war auch überrascht, wie schnell man den komprimierten STEP-Prozess durchläuft: „Die zwölf Wochen haben mir gezeigt, dass Gründen wirklich mein Ding ist. Jetzt habe ich eine Roadmap im Kopf und weiß, welche Schritte ich zuerst machen muss, um eine Gründung voranzubringen.“
Die Idee der Fitness-App ist nicht vom Tisch: Es wird nur nicht mehr in der ursprünglichen STEP-Konstellation daran gearbeitet. „Man lernt auch, wie wichtig ein Team ist: Zusammenhalt, Einbindung aller Mitglieder und gemeinsam an Impulsen arbeiten ist eine gute Erfahrung.“
Auch für Adrian spielt das Team eine Schlüsselrolle: „Wenn man ein Startup gründen will, dann ist es gar nicht so aufwendig, wie es von außen aussieht. Es macht besonders Spaß, wenn man ein großartiges Team hat und sich – wie in unserem Fall – auch Freundschaften entwickeln.“ Mit luneco wollen Adrian, Ekta, Sinziana und Teresa nun den nächsten Schritt in Richtung Gründung wagen und bewerben sich mit ihrer Idee bei HOLII für den zweiten Batch, der im März 2023 startet.
Joshua arbeitet zukünftig als Studentische Hilfskraft bei STEP und wird das Programm, gemeinsam mit Programmmanager Paul Herrmann, für den nächsten Batch vorbereiten und nebenbei an seinem Gründungsvorhaben weiterarbeiten.
Adrians nächstes großes Ziel ist es, mit dem luneco-Team eine Unternehmergesellschaft zu gründen. Zukunft: Ungewiss?
Ja, ein Startup zu gründen ist auf den ersten Blick keine sichere Sache. Aber STEP war für beide ein großer Benefit und hat sowohl Joshua als auch Adrian gezeigt, dass jede*r gründen kann.
STEP wurde im Jahr 2006 von Prof. Dr. Michael Frese und seinem Team von der Leuphana Universität Lüneburg mit der Makerere University Business School und der Uganda Christian University gegründet. Das erste Training wurde 2009 an beiden Universitäten in Uganda durchgeführt: Die erste Kohorte, die an STEP teilnahm, bestand aus 200 Studierenden.
Die Evaluation des ersten Trainings zeigte signifikante Auswirkungen auf alle Faktoren, die kurz- und langfristig für das Unternehmertum wichtig sind.
STEP wurde bereits mit mehr als 10.000 Personen auf drei Kontinenten erfolgreich durchgeführt und nach höchsten wissenschaftlichen Standards evaluiert.
Mehr Informationen zum Startup Port Programm: startupport.de/STEP
Mehr Informationen zum STEP-Training: step-training.com