SciMatter
Geschäftsidee: Geräte-Nutzung für Industriepartner und Startups
Branche: Wissenschaftliche Analytik
Gründungsjahr: 2023
Das Startup SciMatter bietet eine Plattform zur stundenweisen Nutzung von wissenschaftlichen Geräten für Startups und Unternehmen.
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SciMatter: Optimierung der Nutzung wissenschaftlicher Geräte
Dr. Victor Izraylit und Dr. Muhammad Farhan haben mit ihrem Startup „SciMatter“ am Helmholtz-Zentrum Hereon den Sprung von der Forschung in die Praxis geschafft. Sie fanden einen Weg, Industriepartner*innen und externen Startups Auftragsforschung in den Räumen ihres Instituts anzubieten – ein Modell, das aus der Not geboren wurde und unerwartetes Potenzial zeigte. Wie es zur Gründung von SciMatter kam, welche Rolle der Startup Port dabei spielte und welche Tipps die Gründer für zukünftige Wissenschaftler*innen und Startups haben, erfahrt ihr hier.
Die Geschichte von SciMatter begann in einem für öffentlich finanzierte Forschungsinstitute bekannten Szenario: teure Geräte und Maschinen, die nach Abschluss eines Projekts ungenutzt herumstehen. Dr. Victor Izraylit und sein Mitgründer Dr.-Ing. Muhammad Farhan erkannten in diesem Problem Potenzial und entwickelten die Idee, diese Geräte für wissenschaftliche Dienstleistungen für Industriepartner und Startups zu nutzen.
„In Brandenburg, wo wir viel mit der innovativen Szene in Berührung kommen, haben wir gesehen, dass viele Startups nicht die finanziellen Mittel haben, um in teure Geräte zu investieren, oder nicht über die nötige Expertise verfügen, um hochpräzise Analysetechniken durchzuführen. Unsere Idee war es, die notwendigen Geräte von unserem Institut auf Stundenbasis zu mieten und unsere Kunden mit Analysen in der materialwissenschaftlichen Analytik zu unterstützen“, erklärt Victor.
Der Wert von SciMatter liegt darin, dass sie ein Teil des Teams ihrer Kund*innen werden und nicht nur ein Dienstleister: „Wir sind zwei aktive Wissenschaftler mit jeweils über zehn Jahren Erfahrung in diesem Bereich“, berichtet Farhan. „Wir kennen die Schwierigkeiten, mit denen Innovationsteams in Startups, Industrieunternehmen und Universitäten konfrontiert sind. Man kann unseren Ansatz als Forschungsempathie bezeichnen“, fügt er lächelnd hinzu.
Unterstützung durch Startup Port und Herausforderungen
Wie viele Spin-offs standen auch Victor und Farhan vor großen Herausforderungen, insbesondere in Bezug auf rechtliche Fragen und die Gründungsformalitäten. Hier kam die Unterstützung des Startup Port ins Spiel, insbesondere durch den Kontakt zu Dr. Angelika Eichenlaub, die den Gründungsprozess begleitete.
„Die größte Unterstützung, die wir brauchten, kam von der Rechtsabteilung. Wir sind Wissenschaftler und Ingenieure und obwohl wir in die Innovationsszene eingetaucht sind, gibt es Dinge, die man nicht nebenbei lernt – vor allem, wie man juristische Verträge aufbaut“, erinnert sich Victor. Die Zusammenarbeit mit Angelika half ihnen, sich einen Überblick über die Finanzplanung zu verschaffen und zu lernen, wie man den Geschäftsplan angeht. In der Praxis haben wir mit Angelika den Plan entwickelt, wie das Startup wachsen soll und wie wir uns weiterentwickeln können.
Ein weiteres wichtiges Element war die Vermittlung von Wissen darüber, wie man ein nachhaltiges Geschäftsmodell aufbaut. Das Unternehmen wurde aus eigener Tasche gegründet, ohne externe Finanzierung – ein ungewöhnlicher Schritt für viele Startups. „Bis heute haben wir keine zusätzlichen Mittel benötigt, da unser Geschäftsmodell extrem nachhaltig ist: Wir haben keine Kosten, wenn wir keine Aufträge haben“, sagt Farhan.
Die Vision hinter SciMatter und die persönliche Motivation der Gründer
Dr. Victor Izraylit und Dr. Muhammad Farhan sind nicht nur Experten auf ihrem Gebiet, sondern auch Innovatoren, die ihre wissenschaftlichen Errungenschaften in Technologien für das tägliche Leben umsetzen wollen.
Victor drückt es folgendermaßen aus: „Wenn Sie mich fragen, wer ich in der Zukunft sein möchte, kann ich Ihnen keine genaue Antwort geben. Aber eines weiß ich ganz sicher: Ich möchte, dass meine Arbeit das Leben der Menschen um mich herum verbessert. In meiner Rolle am Helmholtz-Zentrum Hereon leite ich Innovationsprojekte, in denen mein Team und ich wissenschaftliche Durchbrüche in alltagstaugliche Technologien umsetzen.”
Mit einem Doktortitel in Polymerwissenschaften und einem Abschluss in angewandter Mathematik und Physik konzentriert sich Victor auf die Entwicklung medizinischer Geräte und hat bereits eine neue Kunststoffklasse erfunden: „Ich war für jeden Schritt des Projekts verantwortlich, von der chemischen Synthese bis zur Analyse des gesamten Spektrums der Materialeigenschaften.”
Dr. Muhammad Farhan fügt hinzu: „Als Mitbegründer und geschäftsführender Gesellschafter von SciMatter bringe ich Technologie, Innovation und Wirtschaft zusammen, um bahnbrechende Lösungen auf dem Gebiet der Polymerverarbeitung und Materialentwicklung zu entwickeln. Farhan leitet außerdem Technologietransferprojekte am Helmholtz-Zentrum Hereon und verfügt über umfangreiche Erfahrungen in der Entwicklung und Optimierung von Materialien sowie in der Leitung von Kunststoffverarbeitungs- und Prüflaboren.
Vom Startup lernen – Tipps für angehende Gründer*innen
SciMatter war nicht nur eine erfolgreiche Ausgründung, sondern auch ein „Testballon“ für das Institut, aus dem es hervorgegangen ist. Die Gründung war nicht nur mit der Entwicklung des Unternehmens verbunden, sondern half auch, die Transfermechanismen des Instituts weiterzuentwickeln.
Rückblickend auf die Gründung zieht Victor einige wichtige Lehren: „Die freie Wirtschaft hat ganz andere Werte als die Wissenschaft. Wenn Wissenschaftler*innen auf den Markt gehen, müssen sie sich von vielem verabschieden, was sie in der Forschung gelernt haben. Es ist auch wichtig, die richtigen Partner*innen zu finden und sich nicht auf möglichst viele Berater*innen zu verlassen. Ein weiterer Tipp: Habt keine Angst, etwas zu tun. Es ist besser, Fehler zu machen, als nichts zu tun”, so Victor. Der Wissenschaftler betont, dass die in die Gründung investierte Zeit äußerst wertvoll war. Trotz der Herausforderungen haben sie viel gelernt und können dieses Wissen auf zukünftige Projekte anwenden.
Ausblick und zukünftige Entwicklungen
SciMatter läuft nun seit etwa einem Jahr erfolgreich und dient als Nebengeschäft, um das Hauptprojekt des Teams zu unterstützen: Die Entwicklung eines intelligenten Textils für die Medizintechnikbranche. Diese Technologie soll das An- und Ausziehen von Kompressionsstrümpfen erleichtern und damit die Compliance der Patienten verbessern.
„Es wäre zwar möglich, das SciMatter-Modell auf andere wissenschaftliche Einrichtungen auszuweiten, aber das wäre ein Vollzeitjob“, erklärt Farhan. Für die Gründer ist das Projekt eine sinnvolle Ergänzung zu ihrer Hauptarbeit, bietet aber gleichzeitig wertvolle Einnahmequellen und Synergieeffekte für ihre Forschung.
Fazit
Die Geschichte von SciMatter zeigt, wie Wissenschaft und Industrie erfolgreich zusammengebracht werden können und wie Startups von der intelligenten Nutzung vorhandener Ressourcen profitieren können. Gründer*innen können von den Erfahrungen von Victor und Farhan lernen, insbesondere wenn es darum geht, die Kluft zwischen Forschung und Markt zu überbrücken.