hoλos

Geschäftsidee: 3D-Navigation

Branche: Automobil

Gründungsjahr: 2020

Das Startup hoλos entwickelt ein Navigationssystem mit Augmented-Reality und 3D-Parallax-Effekt

hoλos: Ein 3D-Navigationserlebnis gegen die Ablenkung im Straßenverkehr

Unfallursache Nummer eins im Straßenverkehr ist die Ablenkung: Ziel vom Startup hoλos ist es deshalb, ein intelligentes System hiergegen zu entwickeln. Mit Hilfe von Augmented-Reality sowie dem 3D-Parallax-Effekt soll die Fahrerin oder der Fahrer einen besseren Überblick über das Geschehen gewinnen.

Das hoλos-Team entstand 2013, als sich Marie-Christine König und Mohamad Hamed Jalalzada im Rahmen ihres Studiums an der HAW Hamburg kennengelernt haben.

Marie-Christine König, Ekaterine Gelashvili und Mohamad Hamed Jalalzada haben im November 2019 mit ihrem Startup hoλos ein „EXIST-Gründerstipendium“ vom Bundesministerium für Wirtschaft erhalten. Die jungen Stipendiaten erhalten an der HAW Hamburg nun Unterstützung des bundesweiten Gründungsprogramms, welches Studierende, Absolventinnen und Absolventen sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Hochschulen unterstützt, die ihre Gründungsidee realisieren wollen. Ein Jahr lang gibt es dafür ein Grundgehalt, ein Budget für Sachmittel sowie entsprechendes Coaching. „Am Ende von EXIST wollen wir einen Prototyp entwickelt haben. Das ist ein Muss. Außerdem arbeiten wir an einer Anschlussfinanzierung“, zeigt sich Marie-Christine ambitioniert.

Ziel von hoλos ist es, ein intelligentes System zur Reduzierung der „Ablenkung am Steuer“ zu entwickeln. Denn diese ist einer Studie zufolge Unfallursache Nummer eins: Jede zweite Autofahrerin, bzw. Autofahrer, nutzt während der Fahrt das Smartphone oder schaut runter auf das Navigationssystem. hoλos will mit einem 3D-Navigationserlebnis dafür sorgen, dass man den Blick nicht von der Straße abwenden muss. Da keine Projektion (wie beispielsweise beim herkömmlichen Head-Up-Display) verwendet wird, ermöglicht das System zusätzlich eine Betrachtung unter jedem Winkel des Fahrzeugs und somit auch für jede Insassin und jeden Insassen. Dies entlastet die Augen und vermindert zudem die Unfallgefahr durch Ablenkung. „Wir wollen den Straßenverkehr sicherer machen, denn rund 60 Prozent der Unfälle entstehen durch Ablenkung beim Fahren. Diese Zahl müssen wir reduzieren! Wenn man bei 50 km/h nur eine Sekunde abgelenkt ist, etwa durch den Blick auf das Navigationssystem, fährt man im Prinzip etwa vierzehn Meter blind. Das ist eine relativ weite Distanz ohne wirkliche Kontrolle – und das schon bei Ortsgeschwindigkeit“, erklärt Mohamad. Eine Umfrage von hoλos mit über 1.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern ergab, dass sich über 80 Prozent von einem Navigationssystem abgelenkt fühlen. Das junge Startup sah hierin eine Chance, etwas Relevantes zu entwickeln: hoλos‘ Antwort auf das Problem ist ein neuartiges Navigationssystem auf Basis künstlicher Intelligenz, Augmented Reality und dem 3D-Parallax-Effekt. Dadurch ist es möglich, 3D-Modelle, wie z.B. die Abbiegepfeile des Navis direkt ins reale Straßenbild zu integrieren. Die Fahrerin oder der Fahrer, muss somit den Blick nicht mehr von der Fahrbahn abwenden, um nach dem Weg zu sehen.

Hierzu werden zwei Kameras eingesetzt – eine Richtung Straße und eine Richtung Fahrerin oder Fahrer. Die Kamera Richtung Straße arbeitet mit künstlicher Intelligenz – das ist der Arbeitsbereich von Marie-Christine König. So werden Straßenschilder, -markierungen und Hindernisse aufgenommen und erkannt. Diese Daten werden dann verarbeitet und mit Hilfe von Augmented-Reality sowie dem 3D-Parallax-Effekt angezeigt – das ist das Aufgabengebiet von Mohamad Hamed Jalalzada. Die in den Innenraum gerichtete Kamera nimmt die Fahrerin oder den Fahrer auf und berechnet die Position des Kopfes in Abhängigkeit zur Kamera. Mit dieser Information und der Nutzung des 3D-Parallax-Effektes können die dreidimensionalen, virtuellen Objekte perspektivisch angepasst werden. Dadurch sieht die Fahrerin oder der Fahrer die Darstellung in einem bestimmten Abstand außerhalb des Fahrzeuges.

Das klingt alles im ersten Moment vielversprechend, jedoch wurde das junge Startup schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt: „Als wir unsere Idee ersten Vertretern der Automobilindustrie vorgestellt haben, teilten diese uns ihre Bedenken hinsichtlich der benötigten Zulassungen mit. Insbesondere in Deutschland ist dies ein Problem“, so Mohamad. „Bevor ihr in dieser Industrie einsteigt, geht ihr aufgrund der Zulassungen pleite“, waren die Worte eines Vertreters. hoλos entschied sich deshalb, auf mehrere Standbeine zu setzen: Das Produkt ist so konzipiert, dass es in allen möglichen Transportmitteln und auch in anderen Industrien eingesetzt werden kann, die optische Hilfen in den unterschiedlichsten Fahrgastzellen abrufen, wie z.B. in LKWs, Bussen, Zügen, aber auch in Flugzeugen oder Schiffen. Besonders wichtig ist aber die beliebige Erweiterbarkeit in Bezug auf autonomes Fahren. Zudem haben die Gründer ein Auge auf die visuelle Werbeindustrie sowie auf den Einzelhandel geworfen. „Hier waren wir kürzlich mit zwei Firmen im Gespräch. Insbesondere auf Messen bieten unsere analytische Kamera und die dreidimensionale Darstellung gute Möglichkeiten die ausgestellten Produkte attraktiv zu präsentieren und die Aufmerksamkeit des Kunden zu erreichen. Aber auch im Bereich der Außenwerbung ist das System einsetzbar: Die Kamera erkennt hierbei das Geschlecht einer Person und richtet das optische Angebot an seinen Eigenschaften aus. Wird beispielsweise eine Frau erkannt, dann kann ihr ein ansprechendes Beauty-Produkt angeboten werden, etc..“, berichtet Marie-Christine. „Hierzu realisieren wir im Frühjahr 2020 ein Pilotprojekt mit einer Ladenkette, die etwa 250 Geschäfte europaweit hat“, ergänzt Mohamad.

Das hoλos-Team entstand 2013, als sich Marie-Christine König und Mohamad Hamed Jalalzada im Rahmen ihres Studiums an der HAW Hamburg kennengelernt haben. Marie-Christine, in Villingen-Schwenningen geboren, ist damals gerade mit ihren Eltern in den Speckgürtel Hamburgs gezogen. Mohamad Hamed Jalalzada hatte bereits eine längere Reise hinter sich: Im afghanischen Kabul geboren, mit zwei Jahren nach Pakistan, nach sieben Jahren nach Tschechien geflohen, von dort nach Karslruhe und schließlich zur Familie nach Hamburg. Gemeinsam lernten sie im Studium Mechatronik (B.Sc.) und anschließend Automatisierungstechnik (M.Sc.). Mohamad hat dann vor etwa fünf Jahren die Georgierin Ekaterine Gelashvili beim Kellnern kennengelernt, eine Sozialökonomie-Studentin mit einem Bachelor in Finanz- und Rechnungswesen – eine gute Ergänzung zum Skill-Set des Startups. Gemeinsam arbeiteten sie 2018 am erfolgreichen EXIST-Antrag, seitdem ist Ekaterine als CFO Teil des Teams und unterstützt hoλos im Bereich Marketing und Finanzen.

Den ersten Support erhielt das Startup 2016, während des Bachelor-Studiums. Damals war ihr Projekt noch eine App. Der Bruder von Mohamad erzählte ihm vom GründerService der HAW Hamburg: „Wir Ingenieurswissenschaftler haben ja eher nicht so viel mit Gründung zu tun, aber die BWL-Studenten kannten den Service schon“, so Mohamad. Also stellten sie sich bei Angela Borchert vor, bewarben sich entsprechend und erhielten ein Büro. Nebenbei wurde studiert, diverse Beratungen besucht und zusätzlich bei einem anderen Startup als Werksstudent gearbeitet, um Erfahrung zu sammeln.

„Uns wurde dann das im Sommer 2018 gestartete Programm ,Calls for Transfer‘ (C4T) der Tutech empfohlen“, so Marie-Christine. Das Programm fördert den Ideen-, Wissens- und Technologietransfer an den staatlichen Hamburger Hochschulen, indem Projektanträge mit bis zu 30.000 Euro unterstützt werden. Ihr Antrag wurde hier jedoch abgelehnt. „Das detaillierte Feedback von Anke Kayser half uns jedoch ungemein, um uns bei Anträgen generell besser aufzustellen. Zeitgleich lernten wir beyourpilot kennen (Anmerkung: Der Hochschulverbund „beyourpilot“ heißt seit Juli 2023 „Startup Port“), welches gerade in der Entstehung war. Die Gründungsplattform hilft uns inzwischen sehr gut bei der Vernetzung und verschafft uns Aufmerksamkeit sowie einen guten Überblick was mögliche Unterstützung angeht“, berichtet Mohamad.  „Ekaterine hat beispielsweise an der Universität Hamburg studiert und erfuhr dort andere Unterstützungsmöglichkeiten als wir sie etwa bei der HAW erfahren haben. Gut, dass es durch beyourpilot inzwischen unwichtiger wird, an welcher Hamburger Universität oder Forschungseinrichtung man ist, um eine optimale Gründungsunterstützung zu erhalten. Die Hansestadt muss sich besser vernetzen, damit wir ordentlich was bewegen können.“

Weitere Informationen: http://www.holos-ai.de/