FactoryPuls

Geschäftsidee: Toolbox für Industrie

Branche: IT

Gründungsjahr: 2020

www.factorypuls.com

Die Unternehmer*innen streben eine effizientere Produktion und bessere Arbeitsbedingungen an

Kategorie

Auf dieser Seite

FactoryPuls: Fabriken in die Industrie 4.0 katapultieren

Komplexe und oftmals betagte Fabriken digitalisieren und sie smart machen. Das und nicht weniger will das Startup FactoryPuls von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW Hamburg) ihren Kundinnen und Kunden aus der Fertigungsindustrie ermöglichen. Der Benefit: Effizientere Produktion und bessere Arbeitsbedingungen.

Foto (v.l.): Mai Tran, Kevin Becker, Prathyusha Kanda und Carlos Klein mit den Hardwareprodukten Factory Lens und Factory Sense.

Den Wunsch, sich mit einem Startup selbstständig zu machen, trug Carlos Klein, Gründer von FactoryPuls, schon seit seinem Studium an der HAW Hamburg mit sich herum. Was dem dualen Studenten allerdings noch fehlte, war die passende Produktidee. Diese sollte erst einige Jahre und zwei Umwege später kommen.

Über Vietnam und Belgien zurück nach Hamburg

„2015, nach meinem Studium, habe ich mich daher erstmal entschieden, was von der Welt zu sehen und bin nach Vietnam gegangen“, so Carlos. Dort gefiel es ihm so gut, dass er blieb und sich vor Ort als Freelancer für Qualitäts- und Lean-Management selbstständig machte. Über den Umweg Belgien, wo er bei Deloitte tiefer in das Thema Digitalisierung einstieg, verschlug es ihn fünf Jahre nach seinem Abschluss wieder nach Hamburg, an seinen „Heimathafen“ – diesmal mit dem klaren Ziel vor Augen, ein Startup aufzubauen.

„Der 5G-Standard steckte zu dem Zeitpunkt in den Startlöchern und niemand hatte ein wirkliches Produkt, ein Gateway, um ihn in der Industrie zu nutzen“, erinnert sich Carlos. Das war die Gelegenheit, auf die er und sein Team gewartet hatten.

Um an dem Projekt mitzuarbeiten, folgte ihm Mai Tran nach Hamburg. Mai hat in Belgien und Vietnam, wo sie und Carlos sich kennengelernt haben, Linguistik und Business Management studiert und arbeitet heute als Brand Marketing Managerin im Team. Kevin Becker, studierter Elektrotechniker, komplettierte das Exist-Team und kam für die Arbeit an dem Startup aus Lübeck an die Elbe. „Über Bekannte bin ich mit Carlos und Mai in Verbindung gekommen und das Produkt, an dem sie arbeiten wollten, hat mich sofort begeistert“, so Kevin. „Dass wir Kevin überzeugen konnten, war ein absoluter Glücksfall für uns“, sagt Mai.

Kevin, heute Hardwareingenieur im Team, hatte passenderweise gleich auch noch nützliches Equipment, wie einen 3D-Drucker und eine selbstgebaute CNC-Fräsmaschine zu Hause. „Das hat uns ermöglicht wichtige Teile für unsere Hardware selbst zu drucken – aufgrund der Pandemie konnten wir nämlich die Facility an der HAW Hamburg nicht so ausgiebig nutzen, wie wir es vor dem Lockdown geplant hatten“, so Kevin.

Das Produkt: Die Toolbox

„Das, was wir unseren Kundinnen und Kunden aus der Industrie anbieten, lässt sich am besten als Toolbox für die Industrie 4.0 beschreiben“, so Carlos. Gerade im Mittelstand herrsche heute ein sehr großes Interesse daran, die eigenen Unternehmen weiter zu digitalisieren und die damit einhergehenden Chancen zu nutzen. Gleichzeitig würden Inhaberinnen und Inhabern oft von einem riesigen Angebot von Produkten und Möglichkeiten erschlagen – IT-Abteilungen seien gleichzeitig oft personell sehr schwach besetzt und mit der Umsetzung von so großen Projekten, wie der Digitalisierung ganzer Fertigungsstraßen überfordert.

FactoryPuls will diese Hürden abbauen und bietet Fertigungsunternehmen eine Lösung aus einer Hand: Neben ihrem Toolkit bestehend aus eigener Hardware, Gateway, IoT-Infrastruktur, Analytics und Visualisierung, bietet das Team den Kundinnen und Kunden daher auch umfangreiche Unterstützung etwa mittels enger Beratung, Betreuung und Mitarbeitenden-Schulungen an.

Kernversprechen ist dabei die Digitalisierung von ganzen Produktionsstraßen oder Lagereinrichtungen. Und das, ohne teure, komplexe und oft mit verschiedenster Software laufende Maschinen ersetzen zu müssen. Hierfür hat das Startup mit der Factory Lens und Factory Sens zwei modular erweiterbare Hardwareprodukte im Portfolio. Diese ermöglichen es mit einer Vielzahl von individuell zusammenstellbaren Sensoren etwa Wasserverbrauchsmeter abzulesen, Temperaturveränderungen und Vibrationen zu erkennen oder Lagerbestände zu erfassen. Regelmäßiges zur Maschine laufen, um Status, Funktion oder Bestand zu überprüfen entfällt für die Mitarbeitenden. „Dank der Modularität des Produkts gibt es bei den Einsatzzwecken kaum Grenzen“, so Carlos.

Daten, Analytics und individuelle Lösungen

Alle generierten Daten werden mittels LTE, WiFi oder eben 5G Verbindung des Gateways in die Cloud gesendet und dort verarbeitet und analysiert. Anschließend werden sie für den Kunden etwa auf einem individuell zusammengestellten Dashboard visualisiert. „Dank der Rechenmodelle, die wir auf der Microsoft Azure Plattform laufen lassen können, sind wir dabei in der Lage, den Kundinnen und Kunden nicht nur einen Statusbericht in Echtzeit zu liefern. Vielmehr können wir mittels Predictive Computing Vorhersagen etwa darüber treffen, wann eine Maschine am besten gewartet werden sollte, damit es zu keinem Ausfall kommt – denn der ist besonders teuer für die Betreiberinnen und Betreiber“, erklärt Kevin.

Solche Bestandteile sind dabei aber immer optional, denn das Team setzt mit ihrem Toolbox-Modell auf hoch individualisierte Lösungen. „Das macht unser Produkt für die Unternehmen, mit denen wir jetzt schon kooperieren und in Zukunft noch zusammenarbeiten wollen, besonders attraktiv. Denn sie müssen nicht eine starre Lösung kaufen, sondern bekommen genau das, was sie und ihre Fabrik weiterbringt – das bedeutet dann auch, dass sich die Lösung beim Kunden anschließend viel einfacher skalieren lässt“, konstatiert Mai.

Externer Support und die große Vision

Support bekommt das an der HAW Hamburg beheimatete Team dabei von Anfang an von ihrem Mentor Professor Henner Gärtner, Professor für Industrielle Logistik, sowie Lisa Jessen, Startup-Port-Gründungsberaterin an der HAW Hamburg. „FactoryPuls ist ein sehr spannendes und ambitioniertes Projekt, das im Jahr 2020 verdient die EXIST-Förderung vom Bund bekommen hat“, so Lisa, die das Team auch zu ihren weiteren Schritten berät.

Und die sind ambitioniert. So hat sich das Team, welches sich mittlerweile mit der Expertin für maschinelles Lernen, Prathyusha Kanda, verstärkt hat, nichts weniger auf die Fahne geschrieben, als mit ihrer FactoryPuls GmbH langfristig der „führende Partner von Fertigungsunternehmen bei der Digitalisierung“ zu werden.

https://www.factorypuls.com/