Anlässlich des zweijährigen Bestehens der Ampel-Koalition hat der Startup-Verband eine Zwischenbilanz der Startup-relevanten Maßnahmen der Bundesregierung vorgelegt. Für Christoph J. Stresing, Geschäftsführer des Startup-Verbandes, gibt es bei den Startup-Maßnahmen „Luft nach oben”. Der Fokus liegt auf Talenten, Kapital und Digitalem.
Talente als Eckpfeiler des Gründungserfolgs
Mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz hat die Ampelkoalition einen wichtigen Schritt getan, um den deutschen Arbeitsmarkt für internationale Talente zu öffnen. Angesichts des dramatischen Fachkräftemangels war dies dringend notwendig. Für den Erfolg in der Praxis seien aber nicht nur gesetzliche Regelungen entscheidend. Genauso wichtig seien laut Stresing „schnelle und digitale Visaverfahren”. „Hier hakt es weiterhin. Mit der Digitalisierung und Harmonisierung der Visaverfahren steht und fällt, ob am Ende die Zuwanderung von Fachkräften einfach und schnell möglich wird”, mahnt Stresing.
Zudem habe die Bundesregierung mit dem Zukunftsfinanzierungsgesetz Mitarbeiterbeteiligungen attraktiver gemacht. Damit sei eine wichtige Ankündigung aus dem Koalitionsvertrag umgesetzt worden. Um Deutschland als Top-Standort für globale Talente zu etablieren, müssten jedoch weitere Maßnahmen folgen.
Zugang zu Kapital für mehr Wachstum
Der Zukunftsfonds in Höhe von 10 Milliarden Euro sei eine entscheidende Maßnahme, um den Zugang von Startups zu Kapital zu verbessern. Besonders hervorzuheben ist der Wachstumsfonds als neues Modul des Zukunftsfonds. Damit werden erstmals Investitionen auf Fondsebene durch private institutionelle Investoren mobilisiert. Dies sei ein entscheidender Hebel, um den Wagniskapitalmarkt in Deutschland zu stärken und den Wachstumskurs deutscher Startups zu unterstützen.
Digitale Transformation als uneingelöstes Versprechen
Trotz der Ankündigung eines „digitalen Aufbruchs” bleibt die digitale Transformation in der öffentlichen Verwaltung und im Gesetzgebungsprozess weit hinter den Erwartungen zurück. Zwar gebe es einige Fortschritte, wie etwa die Einführung des Digitalchecks für Gesetze. Der Nachholbedarf ist aber weiterhin spürbar. Und angesichts der Streichung des zusätzlichen Digitalbudgets sei in den nächsten zwei Jahren kaum Besserung in Sicht. „Der Druck ist groß, die Probleme bekannt – und trotzdem geht hier viel zu wenig voran. Das ist für die Bürger*innen frustrierend und für Startups ein Wachstumshemmnis. Der postulierte „digitale Aufbruch” wurde abgewürgt, bevor er überhaupt begonnen hat”, so Stresing
Alles in allem sieht der Startup-Verband in den bisherigen Maßnahmen der Ampel-Koalition, die in der 2022 beschlossenen Startup-Strategie erstmals gebündelt wurden, viele wichtige Schritte in die richtige Richtung. Allerdings seien weitere Anstrengungen notwendig, damit Deutschland das selbst gesteckte Ziel, bis 2025 der führende Startup-Standort in Europa zu werden, erreichen kann.
Dafür sei es wichtig, jetzt die Prioritäten richtig und zukunftsorientiert zu setzen. „Weniger Bürokratie und mehr Digitalisierung, das sind die Leitlinien”, so Stresing. Zudem müsse die Rekrutierung von Talenten erleichtert und die Finanzierung von Startups weiter gestärkt werden. Insbesondere die Exitkanäle müssten verbessert werden, um die Dynamik des Wagniskapitalmarktes nachhaltig zu sichern.
Den kompletten Schnellcheck gibt’s hier.
Startup-Verband: Verena Pausder übernimmt den Vorsitz (News vom 6.12.2023)
Über den Startup-Verband:
Der Startup-Verband hat knapp 1.200 Mitglieder und wurde im September 2012 in Berlin gegründet. Der Verein sieht sich als Repräsentant und die Stimme der Startups in Deutschland: Er vertritt die Interessen, Standpunkte und Belange von Startup-Unternehmen gegenüber Gesetzgebung, Verwaltung und Öffentlichkeit. Er wirbt für innovatives Unternehmertum und will die Startup-Mentalität in die Gesellschaft tragen. Der Verein versteht sich als Netzwerk der Startups in Deutschland.