Das Startup mo:re der Technischen Universität Hamburg hat kürzlich den Wettbewerb GründerGeist gewonnen – Anlass für ein Interview mit Gründer Lukas Gaats. mo:re entwickelt eine kompakte und einfach zu bedienende Roboter- und Softwareplattform, die neue Maßstäbe setzt, was während einer medizinischen Forschungsstudie möglich ist. Ziel ist es, dass später jedes Labor über ein solches Mikrolabor verfügt, um die Forschung an 3D-Zellmodellen als Alternative zu Tierversuchen einfach und bezahlbar zu machen.
Ihr habt Eure revolutionäre Technologie, die Tierversuche überflüssig machen könnte, beim GründerGeist vorgestellt. Wie seid Ihr auf die Idee für dieses Mikro-Labor gekommen und was ist die langfristige Vision von mo:re für die medizinische Forschung?
Die Idee ein Startup zu gründen kam mir während eines Forschungsaufenthaltes bei Professor Dietmar Hutmacher an der QUT in Australien. Dort haben wir die grundlegenden Prinzipien unseres Produkts in einer Doktorarbeit erforscht, nach diversen Nutzendeninterviews erkannten wir jedoch schnell das kommerzielle Potenzial automatisierter Zellkultur.
Langfristig geht es um viel mehr als das Ersetzen von Tierversuchen: Die von uns gezüchteten Mini-Organe sind ein Schlüssel für die personalisierte Medizin. Aus einer kleinen Gewebeprobe können wir hunderte Mini-Organe züchten, die exakt das Krankheitsbild der Patient*innen replizieren. Nach Analysen und Tests an diesem Gewebe können anschließend maßgeschneiderte Therapien ausgewählt werden, die Nebenwirkungen reduzieren und dem Patienten optimale Heilungschancen bieten.
Hat Euch der erste Preis überrascht? Welche Resonanz habt Ihr bisher auf Eure innovative Idee erhalten?
Wir wissen um die gesellschaftliche Relevanz unseres Themas, weshalb wir trotz starker Konkurrenz selbstbewusst in das Finale gegangen sind. Nach dem Pitch und der anschließenden Diskussion mit der Jury hatte ich ein sehr gutes Gefühl.
Die Resonanz von Nutzendenseite ist hervorragend, da wir eine sehr einfach zu bedienende Lösung entwickelt haben und unsere Early Adopter die Probleme beim Züchten von Mini-Organen erkannt haben und somit einen Nutzen sehen. Auf Investor*innen- und Öffentlichkeitsseite ist unser Produkt häufig schwierig zu erklären, da wir an der Schnittstelle von Biologie, Robotik, und Software agieren.
Ihr sprecht von der Möglichkeit, 400 Miniorgane auf einer Platte zu züchten und den Prozess mit Hilfe von Robotern zu automatisieren: Wie weit ist diese Technologie schon fortgeschritten und welche konkreten Anwendungen seht Ihr für die nahe Zukunft?
Unser Prototyp ist voll einsatzfähig und hat bereits Mini-Lebern und Mini-Bauchspeicheldrüsen automatisch hergestellt. Nun geht es darum, die „Kochrezepte“ für weitere Organe in unsere Plattform zu integrieren und auch den Durchsatz zu erhöhen, denn bereits jetzt gibt es Möglichkeiten weitaus mehr als 400 Mini-Organe pro Platte zu züchten.
Jede Innovation bringt Herausforderungen mit sich. Welches sind die größten Hürden, die mo:re bisher überwunden hat und welche erwartet Ihr in den nächsten Phasen, insbesondere im Hinblick auf Akzeptanz, Skalierung und Integration Eurer Technologie in bestehende Labore?
Neben der Fertigstellung des Prototyps bin ich sehr stolz auf das Team, was wir zusammenstellen konnten – neben fachlicher Expertise haben wir einen starken Zusammenhalt, sodass wir auch in schwierigen Phasen mit Spaß dabei sind.
Aktuell die größte Hürde ist die Zusammenstellung unserer Seed-Runde, um das Produkt auf den Markt zu bringen. In den Laboren unserer Early Adopter finden wir stets hohe Akzeptanz, da sich alle bereits mit dem Züchten von Mini-Organen befassen und somit die einhergehenden Probleme erkennen. Mit Ihnen sammeln wir jetzt viele Daten, damit wir auch skeptische Nutzende mit klaren Fakten rund um Zeitersparnis, oder besserer Aussagekraft von Forschungsergebnissen überzeugen können.
Wie hat euch das Startup Dock bzw. der Startup Port bei der Gründung unterstützt?
Nach meiner Rückkehr aus Australien war der Startup Port der offensichtliche Anlaufpunkt für mich. Während mein Mitgründer David und ich bereits viel Wissen aus unserem MBA am NiT mitbrachten, hat uns der Startup Port bei der Umsetzung geholfen. Gemeinsam mit unserer Gründungsberaterin Andrea Otto haben wir die erste Förderung eingesammelt und uns auf das EXIST Gründungsstipendium beworben, wobei sich unsere Geschäftsidee signifikant weiterentwickelt hat.
Link zu der Gründungsgeschichte von mo:re im Rahmen unserer Startup Stories