Mit ihrer innovativen KI-gestützten Sehhilfe will das Hamburger Startup Lunar Alltagssituationen für Blinde erleichtern und Inklusion stärken. Für dieses Vorhaben haben die drei Alumni der Uni Hamburg, Lukas Ganss, Alejandro Poiqui und Timon Pitz, die EXIST-Förderung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWE), kofinanziert durch den Europäischen Sozialfonds (ESF), erhalten und können sich nun auf die Weiterentwicklung ihres tragbaren KI-Gerätes konzentrieren.
Wie kam es zu der Idee?
Auslöser für die Idee einer Sehhilfe für Blinde war eine Alltagssituation. Lukas traf an einer Bushaltestelle auf eine blinde Person, die während des Bauernstreiks vergeblich nach Updates zu ausgefallen Fahrten suchte. Trotz vieler technischer Fortschritte gab es bis dahin keine praktikable Lösung für blinde Menschen, mit der sie sich einfach und zuverlässig im Alltag orientieren können.
Im Master Modul „Digital Innovation Lab“, wo die drei damaligen Studenten sich kennenlernten, bastelten sie weiter an ihrer Idee und legten den Grundstein für ihren Prototyp LV01. LV01 ist eine modulare, tragbare KI-Sehhilfe, die visuelle Informationen in natürliche Audioausgaben verwandelt. Eine kleine Kamera am Kopf scannt die Umgebung, ein Knopf bspw. am Blindenstock aktiviert den Prozess, und die KI liefert Sekunden später eine klare Beschreibung der Szene – mit Fokus auf für die Person relevante Informationen. Die Audioausgabe erfolgt über Lautsprecher oder persönliche Hörgeräte, wie Bluetooth-Kopfhörer und hilft so, sich in neuen Umgebungen zurechtzufinden. Das stärkt die Unabhängigkeit und Selbständigkeit von blinden und sehbehinderten Menschen und trägt zu einer Verbesserung ihrer Lebensqualität bei.
Was unterscheidet Lunar von anderen Lösungen?
Die Technik und das Design von Lunar, so Alejandro Poiqui, setzt auf die aktuellste generative KI, auf präzises Text-To-Speech, eine modular aufgebaute, skalierbare Architektur des Gerätes, sowie ein ergonomisch leichtes Tragegefühl. Ein Offline-Modus ist in Planung, um etwa den Einsatz in Flugzeugen oder Tunneln zu ermöglichen. Auch die geringeren Kosten für LV01 gegenüber anderen Anbietern sind ein Aspekt, der ein Vorteil für das junge Unternehmen werden kann.
Vielseitige Unterstützung aus dem Gründungs-Ökosystem
Los ging es im Digital Innovation Lab, wo die drei Masterstudenten durch das Team rund um Prof. Dr. Jan Recker bei der Entwicklung ihres Prototyps begleitet wurden. Die erfolgreiche Aufnahme in den Ideation Batch beim AI.Startup.Hub brachte weitere Anregungen und markierte den nächsten Step auf dem Weg vom Uni-Projekt zur Startup-Reife.
EXIST-Förderung als Beschleuniger
Auf dem Weg zur Förderung haben die drei Gründer wertvolle Impulse bei der Ausarbeitung des EXIST-Antrags durch Juliane Mietke, Gründungsberaterin bei Startup Port@UHH und von Imme Godthardt, ehemalige Gründungsberaterin und jetzt Managing Director der University of Hamburg Business School, erhalten. Seit Oktober ermöglicht die Förderung den Gründern, sich zu 100 Prozent dem Produkt zu widmen.
Natürlich gab es auch Herausforderungen. So war es anfangs logistisch und zeitlich nicht einfach, Nutzerfeedback einzuholen. Auch die Akquise und Vor-Ort-Tests empfanden die Gründer als herausfordernd. Sie wurden schließlich durch Online-Meetings, Letters of Intent und Partnerschaften mit Blindenverbänden gemeistert. Für Timon Pitz war es eine besonders Challenge, die jeweiligen Visionen über die Zukunft des Produktes und des Unternehmens im Team auf einen Nenner zu bringen, sowie eine klare Abgrenzung zur Konkurrenz durch Innovation zu finden.
Die nächsten Schritte
Auf dem Plan steht eine Markteinführung im vierten Quartal 2026, begleitet von verstärkter Zusammenarbeit mit Blinden- und Sehbehindertenverbänden, um Feedback zu bündeln und das Produkt weiter zu verbessern. Parallel könnte ein internes KI-Tool weitere Anwendungsfelder erschließen und die Lunar-Entwicklung unterstützen.
Der Interview-Beitrag erschien zuerst auf der Seite der Uni Hamburg: Alumni entwickeln KI-gestützte Sehhilfe für Blinde : University of Hamburg Business School : Universität Hamburg