Mit 15 ausgewählten Studierenden ist Mitte November das einjährige Zertifikatsprogramm „Interdisciplinary Innovation and Entrepreneurship“ (INTIE) gestartet. Die Teilnehmer*innen kommen aus unterschiedlichen Hochschulen und Fachrichtungen, und sie verbindet ein gemeinsames Ziel: Die Entfaltung einer innovativen Gründungspersönlichkeit und die Entwicklung nachhaltiger Geschäftsmodelle.
Aktuell steht ein Seminar zu „Future Trends“ im Mittelpunkt: Die Studierenden identifizieren relevante Trends, d.h. sie suchen nach Herausforderungen, die gegenwärtig oder besser noch zukünftig von hoher Bedeutung sein werden. Den inhaltlichen Schwerpunkt bildet im derzeitigen Wintersemester das Thema „Post-Pandemic-Changes und E-Commerce“. Als Expert*innen stehen den Teilnehmenden Mitarbeiter*innen des Unternehmens Otto zur Seite, von denen Sie beratend durch den Prozess begleitet werden.
Basierend auf den identifizierten Trends entwickeln die Teilnehmenden dann Zukunftsszenarien und Ideen für neue Geschäftsideen. Flankiert wird das Seminar durch Inspirational Meetups. Das sind Treffen, die einen Raum für Kreativität und Ideengenerierung schaffen, indem dort Gründer*innen und Expert*innen aus der Praxis den Teilnehmenden inspirierenden Input geben.
Ein Teilnehmer ist Philip Echtermeyer, 24-jähriger Dualstudent der Wirtschaftsinformatik an der HAW Hamburg. Er hat uns ein paar persönliche Einblicke in das derzeit laufende Future Trend Seminar gegeben:
Warum nimmst du am INTIE Programm Teil?
Ich habe bereits im Mai dieses Jahres an einem Ideen-Workshop des Startup Ports teilgenommen, welcher dem INTIE Programm vorausging. Da ich mich sehr für Entrepreneurship und Innovation interessiere, fand ich es sehr passend, meine Skills in dem Bereich noch zu verbessern. In Hamburg gab es dazu bisher keine allzu riesiges Angebot. Dann hat INTIE auch noch diesen interdisziplinären und hochschulübergreifenden Ansatz. Die Teilnehmenden kommen von verschiedenen Hochschulen und haben verschiedene fachliche Hintergründe. Das bringt viele unterschiedliche Kompetenzen und spannende Ideen zusammen. Zusätzlich motivierend wirkt sich außerdem natürlich noch aus, dass man am Ende ein Zertifikat erhält.
Was ist dein persönliches Ziel im Programm?
Ich möchte mich als Entrepreneur weiterentwickeln und innovativer werden, vor allem in solchen Themenbereichen, mit denen ich mich bisher gar nicht oder wenig beschäftigt habe.
Was hast du in der bisherigen Zeit gelernt?
Inhaltlich habe ich bisher vor allem sehr viel bei der Recherche nach Trends gelernt – dass man eben nicht nur nach 08/15-Trends sucht, die sowieso schon allgemein bekannt sind. Spannend wird es, wenn man welche findet, denen in der breiten Masse noch keine Beachtung geschenkt wird. Da steckt dann wirklich Potenzial drin und das zahlt auch wieder total auf die Motivation ein! Bei meiner Trend-Suche hatte ich immer wieder etwas im Kopf, das uns Professor Christian Lüthje von der TU Hamburg mit auf den Weg gegeben hatte: Bei der Kick-off-Veranstaltung hatte er gemeint, wir sollten alles wegschmeißen, was schon jede*r weiß. Und das stimmt wirklich! Deshalb habe ich mich auch bewusst für die Social Group entschieden, da diese Gruppe zu Trends in der Gesellschaft arbeitet und ich mir darüber bisher am wenigsten Gedanken gemacht hatte.
Woran und wie arbeitet ihr gerade in dieser Gruppe?
Wir haben erstmal auf Miro ganz viel gebrainstormt und Keywords zum Thema Gesellschaft gesammelt. Daraus haben wir anschließend Cluster entwickelt: Loneliness, Health, Work, Home Nesting, Society und noch andere. Zu den Clustern haben wir dann viel recherchiert und uns überlegt, was daran wirklich neu ist und was davon mit Corona zu tun hat. Daraus konnten wir dann einige Trends ableiten und haben uns im nächsten Schritt für drei davon entschieden.
Welche waren das im Einzelnen?
Einen Trend haben wir mit „Young people in loneliness“ überschrieben. Er beschreibt das Phänomen, dass vor allem bei jungen Menschen, so zwischen 16 und 28 Jahren, das Gefühl der Einsamkeit stark durch die Pandemie zugenommen hat, verhältnismäßig sogar wesentlich stärker als in anderen Altersgruppen.
Ein zweiter Trend ist „Social gaming networks“: In den letzten Jahren entwickeln sich Online-Spiele von halbinteraktiven Inhalten zu vollwertigen sozialen Plattformen, wobei die Pandemie bzw. die daraus resultierende Einsamkeit eine große Rolle spielt.
Und den dritten Trend, den wir ausgewählt haben, haben wir „Community Living“ genannt. Auch das Leben in der Gemeinschaft wird durch die gesellschaftlichen Trends wie die Loneliness, das wachsende Wohlstandsgefälle und den Wertewandel zwischen den Generationen gepusht. Die neue Vision des gemeinschaftlichen Wohnens zielt auf die Integration der breiten Gesellschaft.
Welche spannenden Erkenntnisse gab es bereits für dich dabei?
Ich hätte nicht gedacht, dass vor allem die jüngeren Leute so stark von Einsamkeit durch die Pandemie betroffen sind und dass es vor allem die Leute in den Städten trifft und weniger die auf dem Land. Außerdem war mir nicht bewusst, was für einen starken Einfluss die Pandemie auf die Entwicklung von kleinen Kindern hat. Daran werden wir jetzt weiterarbeiten und im nächsten Schritt hoffentlich Ideen finden, wie auf diese Trends mit einem Geschäftsmodell reagiert werden kann.
Wie gefällt dir bisher das Future Trends Seminar?
Sehr gut! Man merkt, dass alle, die teilnehmen, Bock haben und intrinsische Motivation mitbringen. Ich freue mich vor allem auf die weiteren Schritte und auch darauf, über die Trends der anderen Gruppen mehr zu erfahren.
Die Social Group, in der Philip derzeit arbeitet, und auch die Gruppen der anderen Teilnehmenden werden in den nächsten Wochen weiter an den Trends arbeiten. Begleitet von Professor*innen der beteiligten Hochschulen und Mitarbeitenden des Projektpartners Otto werden sie daraus resultierende Herausforderungen möglichst genau formulieren, um in späteren Phasen daraus Lösungen abzuleiten, die sich als Geschäftsmodell eignen. Über die Entwicklung der anderen Gruppen und ihre Trends werden wir euch hier auf dem Laufenden halten.