Im Rahmen der Startup Port Lounge trafen sich am 5. November Expert*innen zur Podiumsdiskussion “Ideenklau – Wann und wie müssen Innovationen geschützt werden?” im JUPITER am Hauptbahnhof. Eine Patentlösung gibt es nicht, aber eine Fülle von cleveren Ansätzen wurde enthüllt.
Die Sorge um den Schutz von Ideen ist in der Startup-Welt groß. Doch wie können Innovationen effektiv geschützt werden und wann ist der richtige Zeitpunkt dafür? Expert*innen aus unterschiedlichen Bereichen kamen bei der Podiumsdiskussion “Ideenklau – Wann und wie müssen Innovationen geschützt werden?” zur Startup Port Lounge zusammen, um Licht ins Dunkel zu bringen. Die Diskussion bot wertvolle Einblicke in die Herausforderungen und Strategien bei der Gründung eines Startups, insbesondere im Bereich des geistigen Eigentums (IP) und der Teamdynamik. Die Sprecher*innen teilten ihre praktischen Erfahrungen darüber mit, wie man IP schützen kann, welche Bedeutung ein starkes Team hat und welche Faktoren für den Erfolg eines Startups entscheidend sind.
Der richtige Zeitpunkt für Schutzmaßnahmen
Regina Radig-Neuber, Spezialistin für IP-Management am UKE, betonte die Dringlichkeit des Schutzes von Innovationen: „Man muss seine Innovationen schützen – und zwar rechtzeitig, bevor andere die Chance haben, sie für sich zu nutzen.” In schnelllebigen Branchen wie der Medizintechnik ist dies besonders kritisch, wie Dr. Fabian Kording, Co-Founder und CEO der northh medical GmbH, erläuterte: „Patente sind hier unerlässlich, um Kapital zu sichern und Nachahmungen zu verhindern.“
Schutzstrategien abhängig von der Branche
Während im Bereich der Hardware oft Patente zum Einsatz kommen, können in der Softwareentwicklung Betriebsgeheimnisse oder Cloud-Lösungen effektiver sein. Lena Weirauch von aiomatic illustrierte dies am Beispiel ihrer Firma, die ihre Software ausschließlich in der Cloud betreibt, um direkten Code-Zugriff zu verhindern.
Die Rolle von NDAs und rechtlichen Werkzeugen
NDAs sind in der Startup-Welt ein verbreitetes Instrument, doch Lena Weirauch warnte vor deren Überbewertung: „Zu Beginn fürchteten wir den Ideenklau sehr. Doch NDAs können oft eine Barriere darstellen und bieten nicht immer die erhoffte Sicherheit“, erklärte die Gründerin und Landessprecherin des Startup-Verbands in Hamburg. Stattdessen sollten Unternehmen eine Kombination aus rechtlichen, organisatorischen und technischen Maßnahmen anstreben.
Wichtigkeit der Teamdynamik und interner Vereinbarungen
Sowohl Lena Weirauch als auch Dr. Kording betonten, wie essentiell transparente Absprachen innerhalb des Startups sind. Diese helfen, Konflikte zu vermeiden und stellen sicher, dass alle Teammitglieder an einem Strang ziehen.
Strategische Nutzung rechtlicher Maßnahmen
Rechtliche Maßnahmen wie NDAs, Wettbewerbsklauseln und Gesellschaftsverträge sind wertvoll, sollten in eine umfassendere Strategie eingebettet sein, die auch organisatorische und technische Schutzmaßnahmen umfasst. Lena wies darauf hin, dass es beispielsweise wichtig ist, das unternehmensinterne Wissen in einer Wissensdatenbank zu sammeln, um das Know-how im Unternehmen zu bewahren und zu sichern, selbst wenn Mitarbeiter*innen das Unternehmen verlassen.
Investor*innen und der Umgang mit IP-Schutz
Der Umgang mit Investor*innen ist eine Herausforderung, vor allem, wenn es um die Frage des IP-Schutzes geht. Ein übervorsichtiges Verhalten, wie das Verlangen von Geheimhaltungsvereinbarungen (NDAs) in jeder Investitionsrunde, kann kontraproduktiv und sein und potenzielle Investor*innen abschrecken. Nabil el Berr, Rechtsanwalt und Geschäftsführer der Indicium Technologies GmbH erklärte, dass Transparenz über die USPs des Startups oft wichtiger sei als exzessive Geheimhaltung durch NDAs. Offenheit über die Kernkompetenzen und Alleinstellungsmerkmale (USPs) des Startups ist häufig notwendig, um Vertrauen zu den Investor*innen aufzubauen und das Engagement des Teams für die Geschäftsidee zu verdeutlichen.
Patente vs. Umsetzung
Nabil el Berr betonte, dass „große Ideen nichts ohne Umsetzung sind.“ Während Patente und rechtliche Absicherungen wichtig sind, ersetzen sie nicht die Notwendigkeit eines klaren Geschäftsplans, einer guten Marketingstrategie und effektiver Kundengewinnung. Investor*innen legen Wert auf die Fähigkeit eines Teams, das Produkt erfolgreich auf den Markt zu bringen und Umsätze zu generieren, und weniger auf die bloße Idee an sich.
Nabil unterstrich, dass eine Mischung aus legalen, technischen und organisatorischen Maßnahmen das A und O ist. „Wer hier nicht in allen drei Dimensionen denkt, spielt Russisches Roulette mit seiner Geschäftsidee.” Eine kluge Kombination dieser Elemente entscheidet oft über den Erfolg oder das Scheitern.
Fazit
Die Diskussion verdeutlichte, dass der Schutz von Innovationen eine facettenreiche Herausforderung ist, die eine ausgewogene Strategie erfordert. Startups sollten frühzeitig Schutzmaßnahmen ergreifen und gleichzeitig flexibel genug bleiben, um ihre Geschäftsideen effektiv am Markt zu positionieren.
Abschlussbemerkung
Die Veranstaltung bot umfangreiche Einblicke und praktische Ratschläge, die Startups helfen können, ihre Innovationen zu schützen und gleichzeitig wettbewerbsfähig zu bleiben. Das Netzwerken und die Nutzung verfügbarer Ressourcen, wie Startup-Hubs und universitäre Einrichtungen, wurden als unerlässlich hervorgehoben. Durch den Austausch mit erfahrenen Gründer*innen, Rechtsberater*innen und IP-Expert*innen können junge Unternehmen frühzeitig Fallstricke erkennen und vermeiden. Startup Port hat einmal mehr bewiesen, dass es nicht nur um die Gründung geht, sondern auch um den nachhaltigen Schutz und Wachstum junger Unternehmen.