Der Green Startup Monitor beschreibt seit vier Jahren, wie es Deutschlands grüner Startup-Szene geht. Die Hochschulen spielen gerade bei innovativen grünen Gründungen eine wesentliche Rolle: Fast ein Drittel aller grünen Startups sind forschungsnahe Gründungen. Trotzdem sieht die Studie hier noch großes Potenzial.
Der Bundesverband Deutsche Startups hat gemeinsam mit dem Borderstep Institut zum vierten Mal den Green Startup Monitor 2022 (GSM22) vorgestellt. Mit aktuellem Bezug zum Ukraine-Krieg wurde darauf hingewiesen, dass 90 Prozent der Wärmeversorgung in Deutschland noch immer durch fossile Brennstoffe erfolge. Durch den großen Hunger nach fossilen Brennstoffen der Deutschen, bestünden problematische Abhängigkeiten wie momentan zu Russland. Darüber hinaus trage die Wärmeversorgung in Deutschland derzeit zu zwei Dritteln der Treibhausgasemissionen bei.
Einer der wichtigsten Schritte, um kurzfristig Unabhängigkeit und Versorgungssicherheit zu garantieren, sei die Reduktion des Wärmebedarfs, erklärte Klaus Fichter, Gründer und Leiter des Borderstep Instituts für Innovation und Nachhaltigkeit. Ihm zufolge könnten rund 20 Prozent an Energieressourcen eingespart werden, durch „Dinge, die sich relativ schnell realisieren lassen“. In diesem Zusammenhang hob er besonders das Startup vilisto hervor, die intelligentes Raumklimamanagement betreiben und deren Geschäftsidee während des Energietechnikstudiums an der Technischen Universität Hamburg (TUHH) entstand: Christoph Berger hat damals im Master eine Projektarbeit geschrieben, wo es darum ging, Vorhersagen von Raumtemperaturen in unbekannten Räumen und Gebäuden zu treffen. Diese Art von grünen Startups können dabei helfen, die Wärmewende zu schaffen, so Klaus Fichter im Rahmen der Presskonferenz zum GSM22. Die Dividende sei dabei nicht nur eine doppelte, sondern eine dreifache. Zudem ist er der Auffassung, dass grüne Startups Jobs schaffen (Wirtschaft), beim Erreichen von Klimazielen helfen (Umwelt) und eben das Land unabhängiger von Energieimporten wird (Freiheit).
Mehr staatliche Unterstützung gefordert
Insbesondere im Bereich der grünen Investitionen werden weitere Initiativen benötigt, da man „bei Klimainvestitionen einen langen Atem braucht“, verkündete David Hanf im Rahmen der GSM22-PK. Das Vorstandsmitglied des Startup-Verband Deutschland lobte die positive Entwicklung in der grünen Startup-Szene, warnte jedoch auch, dass die kurzfristig gesteckten Ziele privater Venture-Capital-Geberinnen und -Geber oft konträr wären.
Bei ihren Investments suchen viele häufig nach einer Art bewährtem Handbuch, um Risiken zu minimieren. Jedoch für Investments in disruptive Technologien gebe es keine Handbücher. „Dass viele VC nach solchen suchen, ist einer der Gründe, warum wir noch immer weit davon entfernt sind, die Klimakrise zu bewältigen“, so Daria Saharova vom World Fund. Die Startups selbst fordern GSM22 zufolge ebenfalls mehr Unterstützung von der Politik.
Mehr grüne Startups im Bereich Bauen und Finanzen benötigt
Der Anteil grüner Startups im Bereich Energie und Elektrizität sowie in der Landwirtschaft (66 Prozent) ist verhältnismäßig hoch. In anderen klimarelevanten Sektoren wie Bau und Immobilien (25 Prozent), Banken und Finanzen (19 Prozent) oder Tourismus (18 Prozent) sieht der Monitor noch Aufholbedarf: „Für die Realisierung der Sustainable-Finance-Strategie von EU und Bundesregierung kommt von den Startups in der Banken- und Finanzbranche und der Versicherungsbranche kein ausreichender Schub“, kritisiert die Studie.
Großes Potenzial: Gründungs-Hotspots sind Hochschulen
Fast ein Drittel aller grünen Startups sind forschungsnahe Gründungen. Die Hochschulen spielen gerade bei innovativen grünen Gründungen eine wesentliche Rolle. Der Studie zufolge gründen Wirtschaftswissenschaftlerinnen und –Wissenschaftler am häufigsten, gefolgt von Ingenieurinnen und Ingenieuren. Bislang werden Nachhaltigkeitsaspekte aber kaum in die Hochschulgründungförderung integriert. Dort sollten zukünftig gezielt nachhaltigkeitsbezogene Beratungs-, Coaching- und Vernetzungsangebote aufgebaut werden, beispielsweise im Rahmen von EXIST.
Positiv unterstrichen wurde auch der hohe Anteil an Frauen in grünen Startups: Dieser liegt wie auch in den Vorjahren erheblich höher als bei der nicht-grünen Vergleichsgruppe (21 Prozent gegenüber 16 Prozent).
Vertrieb immer noch die größte Herausforderung
Die Gewinnung von Kundinnen und Kunden ist für grüne wie nicht-grüne Startups die größte Herausforderung: 63 Prozent der Befragten machten diese Angabe. Produktentwicklung sowie Kapitalbeschaffung folgen darauf. An Bedeutung zugenommen hat auch die Personalgewinnung.
Über den Green Startup Monitor 2022
Als Datengrundlage für den Green Startup Monitor 2022 wurde der Deutsche Startup Monitor 2021 (DSM) verwendet, der vom Bundesverband Deutsche Startups in Zusammenarbeit mit der Universität Duisburg-Essen und PwC Deutschland durchgeführt wurde. Für die Studie wurden online Daten von 1.707 „grünen Startups“ mit Unternehmenssitz in Deutschland erhoben.
Als grüne Startups versteht der Monitor dabei solche Startups, die jünger sind als zehn Jahre und mit ihren Produkten und Dienstleistungen einen Beitrag zu den ökologischen Zielen einer Green Economy leisten. 29 Prozent der Startups fallen laut den Herausgeberinnen und Herausgebern in diese Kategorie. 2019 hatte der Anteil noch 21 Prozent betragen. Die Steigerung um acht Prozentpunkte zeigt, dass grüne Startups inzwischen maßgeblich zum Gründungsgeschehen und der Innovationsaktivität in Deutschland beitragen.