Startups und Scaleups sind die Stars der deutschen Wirtschaft – dynamisch, innovativ und wachstumsorientiert. Über 100.000 neue Arbeitsplätze in nur vier Jahren sind gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten ein starkes Statement. Doch hinter den beeindruckenden Zahlen verbirgt sich ein handfestes Problem: der Fachkräftemangel. Für 60 Prozent der Scaleups ist er die zentrale Wachstumsbremse. Das sind die Ergebnisse einer kürzlich veröffentlichten Studie, in der die Stepstone Group und der Startup-Verband gemeinsam einen Blick auf dieses volkswirtschaftlich entscheidende Thema werfen und dabei die Rolle internationaler Talente in den Mittelpunkt stellen. Fehlen diese, droht der Branche die Luft auszugehen – und das wäre fatal für den Innovationsstandort Deutschland.
Mit fast der Hälfte ihrer Belegschaft aus dem Ausland und Englisch als Arbeitssprache in drei von vier Unternehmen sind Scaleups bereits Vorreiter der globalen Zusammenarbeit. Die internationale Ausrichtung ist eine Notwendigkeit, denn Deutschland allein kann den steigenden Bedarf nicht decken. Besonders gefragt sind Talente in IT (69 Prozent), Sales (46 Prozent) und Marketing (33 Prozent). Doch der Visaprozess sorgt dafür, dass internationale Top-Talente oft woanders anheuern, bevor deutsche Unternehmen überhaupt eine Antwort von der Botschaft haben.
„Unsere Prozesse sind zu langsam“, bemängelt Magdalena Oehl, stellvertretende Vorsitzende des Startup-Verbands, im Rahmen der Studien-Veröffentlichung: „Ohne Digitalisierung und Vereinfachung verspielen wir unsere Chancen im globalen Wettbewerb.“
Wachstum braucht Support – und Mut zur Veränderung
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: 93 Prozent der Scaleups rekrutieren international, vor allem in Südasien und Nordamerika. Das zeigt, wie wichtig ein modernes Einwanderungssystem ist. „Deutschland steuert sehenden Auges in eine große Arbeiterlosigkeit“, warnt Sebastian Dettmers, CEO der Stepstone Group. Doch die Unternehmen selbst sind bereit, Verantwortung zu übernehmen: 71 Prozent der Scaleups wären bereit, die Visaverfahren zu beschleunigen – wenn man sie ließe.
Deutschland bleibt attraktiv – aber wie lange noch?
Die Lebensqualität, Sicherheit und Stabilität Deutschlands überzeugen weiterhin internationale Talente. Doch das allein reicht nicht, wenn der Zugang zu diesen Talenten durch langwierige und komplizierte Visaprozesse blockiert wird. Der Fachkräftemangel droht, den Wachstumsmotor der Startups und Scaleups ins Stocken zu bringen.
Jetzt ist die Zeit, zu handeln. Es braucht ein Einwanderungssystem, das die Geschwindigkeit und Flexibilität der Startups widerspiegelt. Die Herausforderungen sind groß, doch mit einem klaren Fokus auf internationale Talente und einer engeren Verzahnung von Netzwerken wie dem Startup Port können wir dafür sorgen, dass der Innovationsstandort Deutschland nicht nur überlebt, sondern wächst.
Zur Studie: Internationale Talente als Wachstumsfaktor – Skalierung in Startups und Scaleups