Der Deutsche Startup Monitor ist mit 1.825 befragten Unternehmen die umfassendste Befragung von Startup-Gründenden in Deutschland und wird jährlich vom Startup-Verband in Kooperation mit dem Partner und Mitherausgeber PwC Deutschland veröffentlicht. Nun liegen erste Daten zur Einschätzung der Geschäftslage sowie zur Investitionssituation vor.
Trotz einiger herausfordernder Entwicklungen zeigt sich die deutsche Startup-Landschaft bemerkenswert robust und anpassungsfähig. Obwohl das Startup-Geschäftsklima mit einem aktuellen Wert von 38,1 Punkten auf den zweitniedrigsten Stand seit dem Pandemieschock im Jahr 2020 gesunken ist, sind die Gründenden weiterhin optimistisch.
Fortsetzung des Jobwachstums bei Startups
Besonders beeindruckend ist der anhaltende Beschäftigungsaufbau, der trotz widriger Umstände nicht ins Stocken geraten ist: Der Jobmotor der Startups stottert nicht und viele Unternehmen stellen weiter ein. Mehr als die Hälfte der deutschen Startups hat im vergangenen Jahr neue Arbeitsplätze geschaffen, nur 15 Prozent mussten Stellen abbauen. Dies unterstreicht die Widerstandsfähigkeit der Branche und das Vertrauen der Gründenden in die langfristigen Perspektiven: Trotz eines spürbaren Rückgangs der Investitionen in deutsche Startups lassen sich die Gründenden nicht entmutigen. Die Zahlen zeigen, dass die Mehrheit der Startups weiterhin auf Wachstum ausgerichtet und bereit ist, Talente einzustellen. Selbst im herausfordernden Berliner Ökosystem, das aufgrund seiner Finanzierungs- und Branchenstruktur stärker betroffen ist, hält sich der Stellenabbau mit 24 Prozent in Grenzen.
Gesamtwirtschaftliche Lage ist schwierig
Die aktuell angespannte gesamtwirtschaftliche Lage schlägt sich auch auf die Stimmung im Startup-Ökosystem nieder. Das im Deutschen Startup Monitor ermittelte Startup-Geschäftsklima sinkt analog zum ifo-Geschäftsklima weiter und befindet sich auf dem zweitniedrigsten Stand seit dem Auftreten von Corona im Jahr 2020.
Insbesondere das veränderte Zinsumfeld sowie die Inflation stellen viele Startups vor besondere Herausforderungen. Die Geschäftserwartungen, also der Blick in die Zukunft, sind zwar leicht gestiegen, unter dem Strich ist das Stimmungsbild aber vor allem von großer Unsicherheit geprägt: 65 Prozent aller Startups fällt es derzeit schwer, die zukünftige Geschäftsentwicklung einzuschätzen.
Unsicherheit im Finanzierungssektor
Eine wesentliche Quelle dieser Unsicherheit ist der Finanzierungssektor. Die Investitionen in deutsche Gründungen sind zuletzt deutlich zurückgegangen, liegen aber immer noch über dem Vor-Corona-Niveau von 2020. Der aktuelle Negativtrend lässt sich vor allem durch das Ausbleiben größerer Finanzierungsrunden erklären: So gab es 2023 noch keine Finanzierungsrunde über 250 Millionen Euro – im Rekordjahr 2021 waren es insgesamt 8, 2022 immerhin noch 4. Entsprechend bewerten die Gründerinnen und Gründer auch die Investitionsbereitschaft – fast die Hälfte schätzt diese als schlecht ein, nur 15 Prozent bewerten die aktuelle Investitionsbereitschaft von Business Angels und VC-Fonds als gut.
Startups adaptieren
Angesichts der großen Unsicherheit und der angespannten wirtschaftlichen Lage passen die Startups ihre Strategien an – Profitabilität ist derzeit wichtiger als Wachstum. Zudem planen sie vorsichtiger: Jedes dritte Startup hat – wie bereits erwähnt – die Zahl der Neueinstellungen reduziert und die Finanzierungspläne angepasst. Allen Widrigkeiten zum Trotz ist der Jobmotor Startups insgesamt aber noch nicht ins Stottern geraten und viele Unternehmen stellen weiter ein.
Christian Miele (Vorstandsvorsitzender Startup-Verband):
„Die gesamtwirtschaftliche Lage geht auch an deutschen Startups nicht spurlos vorüber. Angesichts eines sinkenden Geschäftsklimas und wachsender Unsicherheit brauchen wir in Deutschland mehr Fokus auf Zukunftsthemen, um die Innovationsflaute abzuwenden. Startups sind die Unternehmen der Zukunft und können die konjunkturelle Wende anschieben. Die Bundesregierung muss Startup-Themen mit mehr Priorität vorantreiben. Das gilt zum Beispiel für das Zukunftsfinanzierungsgesetz, auf das deutsche Startups schon lange warten – es sollte nun zügig verabschiedet werden.“
Den Sneak Peek auf den Deutschen Startup Monitor 2023 gibt es hier.
Zum Report:
Die vorliegende Publikation ist ein Auszug aus dem Deutschen Startup Monitor 2023, der im September 2023 zum elften Mal erscheinen wird. Sie stellt die Einschätzung der aktuellen und zukünftigen Geschäfts- und Investitionssituation sowie der Strategien der im Rahmen des Deutschen Startup Monitors 2023 befragten Startups dar.
Der Deutsche Startup Monitor ist mit 1.825 befragten Unternehmen die umfassendste Gründerstudie in Deutschland und wird jährlich vom Startup-Verband in Kooperation mit dem Partner und Mitherausgeber PwC Deutschland herausgegeben.
Über den Startup-Verband
Der Startup-Verband versteht sich als Stimme der Startups in Deutschland: Seit seiner Gründung im Jahr 2012 vertritt der Verband die Interessen von Startups gegenüber Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit. In seinem Netzwerk mit mittlerweile über 1.200 Mitgliedern will der Verband zudem den Austausch zwischen Startups untereinander, aber auch zwischen Startups und der etablierten Wirtschaft schaffen.