Gestern trafen sich rund 900 Teilnehmer*innen beim Startup Summit 2024 in Berlin, darunter politische Entscheidungsträger*innen, Unternehmer*innen und Investor*innen. Es wurde über die Stärkung der deutschen Innovationskraft diskutiert und mit der WIN-Initiative ein neuer Teil der Startup-Strategie der Bundesregierung umgesetzt. Die Zahlen der deutschen Gründungsszene sind vielversprechend: Im ersten Halbjahr 2024 wurden 1.384 Startups in Deutschland neu gegründet – 15 Prozent mehr als im zweiten Halbjahr 2023.
WIN-Initiative vorgestellt
Am gestrigen Abend haben Bundeskanzler Olaf Scholz, Wirtschaftsminister Robert Habeck und Finanzminister Christian Lindner auf dem Startup Summit der Bundesregierung bekannt gegeben, dass im Rahmen der WIN-Initiative 12 Milliarden Euro institutionelles Kapital (u.a. von Deutsche Bank, Allianz, Deutsche Telekom und vielen mehr) für den Innovationsstandort Deutschland mobilisiert werden konnten. Diese werden nun unter der Federführung der KfW und ihres Vorstandsvorsitzenden Stefan B. Wintels in Venture Capital investiert und sollen die Wachstumsfinanzierung von Startups und besonders Deeptech Startups in diesem Land auf eine neue Ebene heben.
Risikoscheu überwinden: Habecks Vision zur Mobilisierung von Privatkapital für Startups
In seiner Eröffnungsrede betonte Wirtschaftsminister Robert Habeck die Notwendigkeit, die „Risikoscheuheit“ in Deutschland zu überwinden. Die Einbindung von öffentlichen und privaten Geldgeber*innen verleiht diesem Anspruch Nachdruck. Der Ansatz ist klar: Mehr privates Wagniskapital soll mobilisiert werden, um das kreative und wirtschaftliche Potenzial unserer Startups zu entfesseln. Der Minister hob hervor, dass bereits 80 Prozent der geplanten Maßnahmen umgesetzt wurden, einschließlich Initiativen zur Verbesserung der Wagniskapitalfinanzierung für Startups. Die neu vorgestellte WIN-Initiative soll die Finanzierungsbedingungen weiter verbessern. Dennoch sieht Habeck, ähnlich wie Mario Draghi und der BDI, weiterhin Bedarf für massive Investitionen, umfassende Reformen und eine Stärkung der Resilienz. Er betont die Notwendigkeit von guten Rahmenbedingungen, weniger Bürokratie, verstärkter Vernetzung, Matchmaking und Internationalisierung, um das Wachstum zu fördern und Deutschland international als Startup-Standort zu positionieren.
Finanzierungslücke: Verena Pausder mahnt und sieht Potenzial
Verena Pausder, Vorstandsvorsitzende des Startup-Verbandes, betonte, dass Kapital als Treibstoff für Startups und Scaleups unverzichtbar sei. Trotz vieler Bemühungen in den letzten Jahren gebe es in Deutschland immer noch eine Finanzierungslücke, vor allem in der Wachstumsphase. Um diese Lücke zu schließen, sei es notwendig, verstärkt privates Kapital, insbesondere von institutionellen Investor*innen, zu mobilisieren. Die neu eingeführte WIN-Initiative ziele genau auf dieses Problem ab und stelle einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung dar. Pausder unterstrich, dass diese Initiative das Potenzial habe, ähnlich wie die französische Tibi-Initiative, ein echter Gamechanger zu werden. Nur durch solche Maßnahmen könne Deutschland seine Innovationskraft stärken und den zukünftigen Wohlstand sichern. Ihrer Meinung nach sollte die WIN-Initiative der Auftakt für eine umfassende Finanzierungsoffensive sein.
Wachstums- und Innovationskapital sind wichtige Schlüssel für die wirtschaftliche Dynamik. Das jährliche Dealvolumen auf dem deutschen Markt hat sich in den vergangenen 10 Jahren von 1,5 Milliarden Euro im Jahr 2013 mit einem zwischenzeitlichen Rekordhoch von 18,6 Milliarden Euro im Jahr 2021 auf 7,1 Milliarden Euro im Jahr 2023 mehr als vervierfacht. Diese Entwicklung ist vielfältigen Maßnahmen von Bundesregierung, Verbänden und Unternehmen, zu verdanken, beispielsweise dem „Zukunftsfonds“. Im Jahr 2023 ist zudem das Zukunftsfinanzierungsgesetz in Kraft getreten.
Der Erfolg der deutschen Startup-Strategie
130 Maßnahmen enthält die Startup-Strategie der Bundesregierung, die die Rahmenbedingungen für junge und innovative Unternehmen in Deutschland entscheidend verbessern. Dazu gehören Maßnahmen in Bereichen wie der Talentgewinnung, der Finanzierung, dem Zugang zu Daten und öffentlichen Aufträgen.
Wie der Wirtschaftsminister eingangs betonte, sind laut dem zweiten Fortschrittsbericht der Bundesregierung bereits über 80 Prozent der Maßnahmen umgesetzt. Fortschritte gab es vor allem in dem wichtigen Handlungsfeld Finanzierung: Der Wachstumsfonds Deutschland gehört mit seinem schon im Herbst 2023 erreichten Zielvolumen von einer Milliarde Euro zu den größten Venture-Capital Dachfonds Europas. Zudem stellt der neue High-Tech Gründungsfonds Opportunity seit Juni zusätzliches Wachstumskapital zur Verfügung.
Deutschland hat sich mit 31 milliardenschweren Unternehmen, den sogenannten Einhörnern, einen Namen gemacht. Über 1.384 Startups wurden allein im ersten Halbjahr 2024 neu gegründet, und die Beschäftigungszahlen in diesem Sektor wachsen stetig.
Außerdem hat der Leuchtturmwettbewerb Startup Factories hat an Fahrt aufgenommen: Damit Ideen aus den Hochschulen leichter zu Geschäftsideen werden, unterstützt das BMWK derzeit ausgewählte Projekte bei der Entwicklung von Feinkonzepten.
Zehn neue de:hubs stärken die Zusammenarbeit zwischen Startups und etablierter Wirtschaft
Von großer Bedeutung ist die Zusammenarbeit zwischen Startups und etablierter Wirtschaft. Wichtige Räume für Begegnung und Kooperation schafft hier die BMWK-Initiative „de:hub“, die nun weiter ausgebaut wird. Die neuen Hubs werden auf dem Summit vorgestellt. Die de:hub Initiative wird um zehn Standorte erweitert, so dass es künftig insgesamt 25 Hubs in nunmehr allen Bundesländern geben wird. Dabei kommen neue Themenbereiche dazu, wie u.a. Sicherheit und Verteidigung. In den Hubs erhalten Startups die Möglichkeit, passende Partner*innen zu finden. So gewinnen sie neue Kund*innen und bieten etablierten Unternehmen maßgeschneiderte Innovationen. Weitere Informationen zur de:hub gibt es hier.
Nachhaltigkeit als Innovationsmotor
Ein weiterer Fokus des Summits lag auf der nachhaltigen Ausrichtung vieler deutscher Startups. Fast ein Drittel aller neuen Unternehmen in 2023 fiel in die Kategorie der Green Economy, mit innovativen Ansätzen in Bereichen wie erneuerbare Energien und nachhaltige Technologien. Zum Beispiel für Miet-Solaranlagen, Abholservices für Altglas mit nachhaltiger Entsorgung oder satellitenunterstützte Bewässerung in der Landwirtschaft. Nachhaltige Startups aus dem Bereich Climate-, Green und CleanTech förderte die Bundesregierung im Jahr 2023 mit 1,5 Milliarden Euro.
Fazit
Der Startup Summit 2024 in Berlin markierte einen wesentlichen Moment für die deutsche Startup-Szene. Mit der WIN-Initiative und anderen strategischen Maßnahmen positioniert sich Deutschland als ein führendes Zentrum für Innovation und unternehmerisches Wachstum in Europa. Die Verknüpfung von Kapital, Kreativität und politischem Willen zeigt, dass Deutschland bereit ist, seine Startup-Landschaft auf das nächste Level zu heben und sich global als eine führende Innovationskraft zu etablieren. Unser Startup-Port-Verbund trägt in der Metropolregion Hamburg seinen Teil dazu bei.
Das Wichtigste in Kürze:
- Die WIN-Initiative ist eine richtig gute Nachricht für unsere Startups und den Standort Deutschland. Mit ihr sollen private Investitionen in Wagniskapital (Gelder, die in neu gegründete Unternehmen investiert werden), in Startups und in Innovationstechnologien mobilisiert werden.
- Wachstumsfinanzierungen sind für die Innovationskraft Deutschlands und Europas von entscheidender Bedeutung. Gerade in Zeiten sich verschiebender geopolitischer Kräfteverhältnisse ist die Stärkung unserer Wettbewerbsfähigkeit und technologischen Souveränität von zentraler Bedeutung. Dabei wird insbesondere auf junge und dynamische Unternehmen als Innovationsmotoren gebaut.
- Die Bundesregierung hat die Rahmenbedingungen für Startups in Deutschland in den letzten Jahren kontinuierlich verbessert, unter anderem durch die zügig erstellte Startup-Strategie, die bereits im Sommer 2022 verabschiedet wurde. Rund 80 Prozent der 130 Maßnahmen sind inzwischen verwirklicht und helfen schon heute Startups ganz konkret, von neuen Förderprogrammen über Beratungen bis zu praxistauglichen Gesetzen, Talentgewinnung über Diversität und der Stärkung von Gründer*innen bis hin zu Ausgründungen aus der Wissenschaft und zu Reallaboren.
Ergänzende News:
Zukunftsfonds: Erste Auswertung des Maßnahmenpakets für Startups
Ergänzende Quellen:
Startup-Strategie der Bundesregierung
Zweiter Fortschrittsbericht zur Umsetzung der Startup-Strategie der Bundesregierung