Der Startup Port Campus Pitch 2023 hat eine wesentliche Regel, die ihn von vielen anderen unterscheidet: Kein Standard-Pitch mit Folien. Die Veranstaltung im Rahmen der Female Entrepreneurship Week 2023 fordert seine Teilnehmer*innen auf, ihre Gründungsidee auf eine Art und Weise zu präsentieren, wie sie es zumeist noch nie getan haben. Im Vorfeld der Veranstaltung haben wir mit unserem erfahrenen Gründungsberater Nils Neumann über Pitch-Formate und die Herausforderungen einer Gründung gesprochen.
Der “Startup Port Campus Pitch 2023” unterscheidet sich deutlich von herkömmlichen Pitch-Veranstaltungen. Was hat dazu inspiriert, die konventionellen Präsentationsmethoden in den Hintergrund zu stellen und auf kreative, persönliche Präsentationen zu setzen?
Herkömmliche Gründungs- und Startup-Wettbewerbe laufen in den Jurysitzungen gefühlt immer gleich ab: Die Finalist*innen präsentieren zehn bis 15 Folien und orientieren sich bei der Vorstellung ihres Vorhabens oder Unternehmens stark an einer etablierten Standardreihenfolge der zu betrachtenden Aspekte. Wir wollen dies aufbrechen und den Teams die Gelegenheit geben, ihre Gründungsvorhaben mal auf eine ganz andere Weise darzustellen.
Sowohl das Publikum als auch die Jury werden über den besten Pitch entscheiden: Wie siehst Du die Balance zwischen der Meinung der Expertenjury und dem direkten Feedback der Zuschauer? Kannst Du uns einen Einblick geben, wie das Publikum in den Prozess involviert wird und welchen Einfluss dies auf das Endergebnis haben kann?
Wir möchten das Publikum in die Abstimmung mit einbeziehen. Dabei möchten wir aber nicht, dass ausschließlich der Unterhaltungswert der Darstellung bewertet wird – oder automatisch das Team gewinnt, das die meisten eigenen Supporter*innen als Teilnehmende zum Pitch mitbringt. Daher wird jede der fachkundigen Jurorinnen mit zehn Stimmen ausgestattet, um die Aspekte Innovation/Kundennutzen, Marktchancen, Teamzusammensetzung sowie den gesellschaftlichen Impact des Vorhabens hinreichen zu würdigen.
Alle nominierten Teams befinden sich in der Frühphase und haben bisher noch kein Unternehmen gegründet. Welche besonderen Herausforderungen und Möglichkeiten siehst Du für diese “jungen” Gründungsideen im Wettbewerb?
Einige der nominierten Teams haben ihre Vorhaben vermutlich noch nie vor einem größeren Publikum oder ohne Folien vorgestellt. Diese Form ist also für einige Teilnehmende wahrscheinlich Neuland und somit eine Herausforderung. Dabei stellt die ungewohnte Situation ja in gewisser Weise den sprichwörtlichen „Elevator Pitch“ nach, in dem man auch ohne Unterstützung von Folien jemandem ohne Vorkenntnisse die eigene Idee schmackhaft machen muss. In einem „Elevator“ üblicherweise auch vor Publikum… Insofern ist der Campus Pitch eine Möglichkeit, diese Art der Präsentation zu üben.
Die Veranstaltung betont die Bedeutung von Diversität in den Gründungsteams und ermutigt insbesondere Frauen zur Teilnahme. Warum ist dieser Fokus auf Vielfalt so wichtig, und wie plant Ihr, diesen in der Veranstaltung zu fördern?
Die Diversität in einem Gründungsteam fördert nach allen Erfahrungen, die wir in den vergangenen zwanzig Jahren machen durften, die Erfolgswahrscheinlichkeit eines Vorhabens. Dabei bezieht sich die Diversität auf die unterschiedlichen Geschlechter der handelnden Personen, die nationalen, kulturellen und gesellschaftlichen Hintergründe wie auch die unterschiedlichen Ausbildungswege.
Der Geldpreis von 500 Euro, gesponsert von TEMPOWERK, ist sicherlich ein Anreiz für viele junge Gründer*innen. Abgesehen von diesem Preis, welche anderen Möglichkeiten und Vorteile eröffnen sich für die siegreichen Teams in der Gründungsszene?
Auf dem Campus Pitch werden Unterstützer*innen aus dem Hamburger Netzwerk zugegen sein und Investor*innen, auch Gründer*innen, die den Prozess bereits erfolgreich hinter sich gelassen haben, in dem die Bewerber*innen gerade stecken. Alle diese Personen werden den Teams mit Rat oder auch Tat zur Seite stehen auf ihrem weiteren Weg. Neben dieser Vernetzungskomponente ist natürlich auch die Auszeichnung selbst ein Gewinn. Wenn eine Jury plus Publikum bereits mein Gründungsvorhaben positiv bewertet haben, wird es im weiteren Gründungsprozess anderen Akteur*innen leichter fallen, es ebenfalls wohlwollend zu prüfen und mir eine Förderung oder andere Vorteile zu gewähren.
Zum Schluss, für diejenigen, die überlegen, ob sie als Team teilnehmen sollten: Welchen Ratschlag würdest Du ihnen geben und was hoffst Du, dass alle Teilnehmer*innen, unabhängig davon, ob sie gewinnen oder nicht, aus dieser Erfahrung mitnehmen?
Es gibt vermutlich zig passende Ratschläge – aber da ich überhaupt nicht in die Vorbereitung der Teams eingreifen möchte, beschränke ich mich auf den wichtigsten: Bleibt authentisch und seid Ihr selbst! Alles andere kaufen Euch die Jury und das Publikum ohnehin nicht ab 🙂 Und ich wünsche mir, dass alle Teilnehmenden erstens Spaß an dieser etwas ungewöhnlichen Form eines Pitches haben – und als Ertrag einen bunten Strauß neuer und hilfreicher Kontakte aus dem Networking mitnehmen, das sich an die Preisverleihung anschließt.
Link zur Veranstaltung/Anmeldung
Habt ihr Interesse als Team dabei zu sein?
Dann wendet Euch an die gründungsunterstützende Einrichtung eurer Hochschule/Forschungseinrichtung. Jede Hochschule und Forschungseinrichtung im Startup-Port-Verbund der Metropolregion Hamburg nominiert zuvor ein vielversprechendes Team, das sich zum Zeitpunkt des Pitches noch in der Frühphase befindet und bisher noch kein Unternehmen gegründet hat.
Großen Wert legen wir auf divers zusammengesetzte Teams und laden insbesondere Frauen herzlich zur Teilnahme ein.
Der Campus Pitch findet im Rahmen der bundesweiten Gründungswoche und unserer Female Entrepreneurship Week statt.