Am 16. November findet im Rahmen der Female Entrepreneurship Week eine Veranstaltung zum Thema Selbstständigkeit und Unternehmensgründung als Karriereperspektive für Frauen statt. Es handelt sich hierbei um eine Kooperation von Pro Exzellenzia plus und Startup Port. Dazu ein kurzes Interview mit Dr. Nina Feltz (Projektleiterin bei Pro Exzellenzia plus*), die die Veranstaltung moderieren wird, und Tatjana Timoschenko (Leitende Verbundmanagerin bei Startup Port), die den Workshop mitgestalten wird.
Welche spezifischen Barrieren und Herausforderungen begegnen Frauen typischerweise auf dem Weg in die Selbständigkeit, und wie können diese erfolgreich überwunden werden?
Nina: Pro Exzellenzia plus-Teilnehmerinnen bzw. -Stipendiatinnen, die die Idee der Selbstständigkeit verfolgen, haben einen wissenschaftlichen Background und möchten sich wenn, dann erstmal freiberuflich mit ihrer Idee auf den Weg machen, je nach fachlicher Herkunft. Häufig wünschen sie sich eine Kombination aus Festanstellung und selbstständiger Tätigkeit, weil sie die finanziellen Herausforderungen fürchten und ein Sicherheitsnetz brauchen, um auch andere Lebenswünsche zu erfüllen, nicht selten den Wunsch nach Nachwuchs. Der Wunsch nach Vereinbarkeit ist aus meiner Sicht auch hier eine der größten Herausforderungen. Überwinden können sie diese Herausforderungen u. a. durch rechtzeitige und gute Beratung durch Projekte wie Startup Port und durch gezielte strukturelle sprich auch finanzielle Unterstützung.
Was können Netzwerke und Mentoring-Programme wie beispielsweise Startup Port und Pro Exzellenzia Frauen bieten, die eine Karriere in der Selbständigkeit oder Unternehmensgründung anstreben, und wie können Frauen effektiv in solche Netzwerke eingebunden werden?
Nina: Wir bieten generell eine Community an, die dabei begleitet in verantwortungsvolle Positionen – also nach vorne zu gehen. Das passiert durch unsere unterschiedlichen Programmlinien und die Netzwerke, die mit ihnen einhergehen, durch unsere Kooperationspartnerschaften, auf die wir verweisen, wo wir „hinschicken“, wie z. B. zum Gründerinnenfrühstück vom Startup Port, welches zentral gelegen regelmäßig in den Räumlichkeiten der Transferagentur der UHH stattfindet. Und durch solche Veranstaltungen wie am 16.11. Uns ist die Diversität auch unter Frauen* wichtig. Eine 46jährige Informatikerin mit Migrationsgeschichte braucht wahrscheinlich andere Netzwerke und anderen Support als eine 29jährige frisch promovierte Musikwissenschaftlerin deutscher Herkunft. Was nicht heißt, dass beide sich z. T. auch in den gleichen Netzwerken wie bei uns bewegen.
Tatjana: Wir versuchen unseren Zielgruppen auch immer wieder Role Models vorzustellen und mit Frauen in Kontakt zu bringen, die ggf. auch längerfristig begleiten können. Das können Gründerinnen sein, aber auch weibliche Business Angel und VC-Geberinnen, die um die spezifischen Herausforderungen der Frauen wissen, weil sie diese teilweise ebenfalls hatten.
Wie können freiberuflich tätige Frauen und Gründerinnen Herausforderungen in Bezug auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf meistern, insbesondere in den Anfangsphasen der Unternehmensgründung?
Tatjana: Abgesehen von der Unterstützung, die Frau sich von außen zu speziellen Themen einholen sollte, in dem sie gezielt die Support-Angebote im eigenen regionalen Umfeld bzw. Ökosystem nutzt, ist es wichtig, sich einen realistischen Plan zu machen. Hier kann zum Beispiel ein Coaching helfen, um klar abzugrenzen, wann ich wofür Zeit habe, dass ich mich auch daranhalte und erreichbare Ziele definiere. Wenn diese zu hoch oder kurzfristig gesteckt sind, kann es schnell frustrierend werden. Grundsätzlich gilt aber für jede Gründung: Nichts, kein Plan ist in Stein gemeißelt, ich muss mir nur bewusst sein, dass ich ihn auch ständig den aktuellen Entwicklungen, Herausforderungen und Möglichkeiten anpasse. Denn für mein Gründungsprojekt, bin ich die Chefin.
Gibt es spezielle Ratschläge für Frauen, die sich selbstständig machen möchten, im Hinblick auf den Zugang zu Finanzmitteln und Investitionen, insbesondere in Bereichen, die traditionell von Männern dominiert werden?
Tatjana: Es gibt erfreulicherweise zunehmend weibliche Business Angel und VC-Geberinnen. Nach diesen sollten Frauen gezielt Ausschau halten und mit diesen ins Gespräch gehen. Es geht ja nicht immer nur um Geld, sondern auch um deren Feedback auf die eigene Idee und das weitere Vorgehen. Zudem gibt es aber ganz aktuell einige Förderprogramm wie z.B. EXIST Women, die explizit Frauen fördern. Hierzu sind die Berater*innen vom Startup Port immer uptodate und können gezielt Hilfe leisten. Einfach unter startupport.de die nächste Beratung vereinbaren.
Habt Ihr Unterschiede in den Herangehensweisen oder Erfolgen zwischen männlichen und weiblichen Gründern bemerkt, und wie können weibliche Gründerinnen diese Unterschiede zu ihrem Vorteil nutzen?
Nina: Dazu werden wir sicherlich etwas in der Diskussion mit den Gästen am 16.11. hören! Ich komme zurück zu der ersten Frage: Strukturen zu ermöglichen, Gründerin zu sein und Vereinbarkeit mit Sorgeaufgaben verbinden zu können, das muss strukturell (und auch finanziell) noch viel mehr gefördert werden. Davon profitieren ja alle!
Warum sollten Frauen unbedingt Eure Veranstaltung am 16. November besuchen?
Nina: Um im Workshop schon mal die Schritte aufgezeigt zu bekommen, die zu gehen sind und den Support durch Startup Port und untereinander schon mal zu spüren. Und um in der darauffolgenden Diskussion die eigenen Vorstellungen von Chancen und Herausforderungen gleich mit einem Reality-Check der Erfahrungsträgerinnen abzugleichen.
Tatjana: Um sich mit Gleichgesinnten zu vernetzen, Impulse für die Weiterentwicklung eigener Gründungsideen und -Gedanken zu bekommen sowie ermutigt und motiviert zu werden, die eigene Gründung mit Hilfe eines Plans konkreter nächster Schritte voran zu bringen.
Informationen zur Veranstaltung:
„Die eigene Chefin sein? Freiberuflichkeit und Gründung als Karriereperspektiven!“
Eine Kooperationsveranstaltung von Pro Exzellenzia plus und Startup Port:
Workshop und Podiumsgespräch am 16.11.2023: 14 Uhr bis 19 Uhr.
https://startupport.de/events/die-eigene-chefin-sein/
https://pro-exzellenzia.de/event/freiberuflichkeit-und-gruendung/
Informationen zu Pro Exzellenzia plus:
Mit einem innovativen Konzept qualifiziert die Freie und Hansestadt Hamburg mit diesem Projekt seit über 10 Jahren erfolgreich Frauen für Führungspositionen. Pro Exzellenzia plus wird vom Europäischen Sozialfond Hamburg und der Hamburger Behörde für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke (BWFGB) finanziert. Projektträger ist die Hamburg Innovation GmbH, ein Wissenstransfer-Dienstleistungsunternehmen.