Das Startup-Geschäftsklima kühlt weiter ab, das Investitionsklima ist schwierig und beim Thema Wagniskapital herrscht Zurückhaltung. Aber es gibt auch gute Nachrichten: Nachdem die Zahl der Gründungen 2022 deutlich zurückging, sind im ersten Halbjahr 2023 wieder mehr neue Startups entstanden. Und die Gründenden zeigen sich von der schwierigen Situation relativ unbeeindruckt: Neun von zehn geben an, wieder gründen zu wollen – davon 83 Prozent hier in Deutschland. Deshalb sind gründungsunterstützende Netzwerke wie der Startup Port so wichtig.
Der Deutsche Startup Monitor (DSM) von Startup-Verband und PwC Deutschland ist mit fast 2.000 Befragten die umfassendste Studie zur Startup-Landschaft in Deutschland. Im vergangenen Jahr wurde das Thema “Startups und Innovation in unsicheren Zeiten” untersucht: Viele der Herausforderungen bleiben bestehen oder haben sich sogar verschärft: schwache Konjunktur, Inflation, Zinswende und zurückhaltende Investitionen. Finanzierungen haben sich zwar stabilisiert, liegen jedoch unter dem Niveau von 2022 und 2021. Zwischen Inflation, Zinswende und Wirtschaftsflaute kühlt sich die Stimmung unter den deutschen Gründenden weiter ab – das Geschäftsklima liegt nur knapp über dem bisherigen Tiefpunkt im Corona-Jahr 2020.
Neben der Geschäftslage hat sich auch die allgemeine Einschätzung des Startup-Ökosystems eingetrübt und liegt mit 58 Prozent positiven Bewertungen zehn Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert. Daraus lässt sich schließen: Das Innovationsökosystem in Deutschland steht aktuell unter Druck – der Deutsche Startup Monitor 2023 zeigt aber auch, dass sich die Gründenden hierzulande diesen Herausforderungen stellen und neue Wege gehen. So bleibt die große Mehrheit der Startups auf Wachstumskurs, verfolgt ambitionierte Ziele und stellt sich den aktuellen Herausforderungen. Diese Entschlossenheit und das wachsende Vertrauen der Gründenden, erneut den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen – insbesondere in Deutschland – unterstreichen die Bedeutung von Plattformen wie Startup Port. Mit zentralisiertem Zugang zu gründungsunterstützenden Einheiten bietet Startup Port nicht nur essentielle Ressourcen, sondern auch ein starkes Netzwerk, um Gründenden in der Metropolregion Hamburg den Rücken zu stärken. In einem unsicheren Klima ist Startup Port ein entscheidender Ankerpunkt, der Stabilität, Vertrauen und Unterstützung bietet. Mit Blick auf den Transformationsprozess, in dem sich die gesamte deutsche Wirtschaft befindet, ist das eine gute Nachricht, denn Startups leisten hier einen wichtigen Beitrag.
Gründende passen Wachstumsstrategie an
Seit dem Rekordfinanzierungsjahr 2021 wird die Kapitalbeschaffung für Startups schwieriger – angesichts des neuen Finanzierungsumfelds bewerten aktuell nur 15 Prozent der Gründenden die Investmentbereitschaft von VCs und Business Angels positiv. Zudem passen viele ihre Strategie an: Während im vergangenen Jahr noch 44 Prozent der Startups eine Finanzierung durch Venture Capital in ihrer Planung bevorzugten, sinkt dieser Wert deutlich auf knapp über ein Drittel. Gleichzeitig rückt das Thema Liquidität wieder stärker in den Fokus und ist aktuell für rund ein Drittel eine zentrale Herausforderung, nach einem Viertel im Vorjahr. Hiervon sind vor allem die wachstumsstärkeren Gründungen betroffen, da größere Finanzierungsrunden schwieriger werden.
Startups behaupten sich als Wirtschaftsfaktor
Trotz der vielfältigen Herausforderungen kann von einem Einbruch der Entwicklung des Startup-Ökosystems jedoch keine Rede sein: Die durchschnittliche Mitarbeitendenzahl in deutschen Startups bleibt stabil und liegt bei 19. Zwar mussten 15 Prozent der Startups innerhalb des letzten Jahres Entlassungen vornehmen, im gleichen Zeitraum konnte allerdings mit 56 Prozent die große Mehrheit weiter einstellen und im Schnitt acht neue Stellen schaffen. Auch bei den Gründenden lässt sich keine Frustration feststellen – neun von zehn würden erneut ein Startup gründen und davon die große Mehrheit am Standort Deutschland (83 Prozent). Hier bewahrheitet sich die allgemeine Einschätzung, dass Krisenzeiten auch Gründungszeiten sind.
Entwicklungspotenzial durch mehr Gründerinnen freisetzen
Nach einem stetigen Wachstum des Gründerinnenanteils in den Vorjahren verändert sich der Wert in diesem Jahr kaum und liegt bei 21 Prozent. Gerade in schwierigen Zeiten scheinen Fortschritte im Bereich Diversität auf der Strecke zu bleiben. Im Wettbewerb um knappere Ressourcen können Netzwerke eine wichtige Rolle spielen, wodurch Eintrittshürden für Frauen zu wachsen drohen. Dabei ist es gerade jetzt wichtig, möglichst viele Talente und damit deutlich mehr Frauen für das Innovationsökosystem zu gewinnen. Denn der Diversitätseffekt verstärkt sich im Unternehmen: So ist der Anteil weiblicher Mitarbeitender (44 Prozent) und Führungskräfte (40 Prozent) in gemischten Gründungsteams deutlich höher als in rein männlichen Gründungsteams (29 Prozent bzw. 14 Prozent).
Hochschulen und Forschungseinrichtungen als Innovationstreibende
Hochschulen und Forschungseinrichtungen sind für viele Gründungen elementar: Mit 49 Prozent gibt jedes zweite Start-up an, in diesem Kontext bereits Unterstützung erhalten zu haben. Im Vordergrund stehen dabei die Vermittlung von Kontakten und Business-Know-how sowie der Support durch Einzelpersonen, wie etwa Professor*innen. Hochschulen und Forschungseinrichtungen spielen für das Startup-Ökosystem vor allem im Hinblick auf die Wettbewerbsfähigkeit bei innovativen Technologien eine zentrale Rolle. Besonders hervorzuheben ist hier die Entwicklung im Bereich Künstliche Intelligenz: Der Anteil der Startups, für die KI einen großen Einfluss auf ihr Geschäftsmodell hat, ist im Vergleich zum Vorjahr noch einmal deutlich von 45 Prozent auf 52 Prozent gestiegen.
Weitere Erkenntnisse aus dem Deutschen Startup Monitor
- Der Anteil der Startups mit Kooperationsbeziehungen zur etablierten Wirtschaft sinkt weiter: 2020 waren es noch 72 Prozent, heute nur noch 61 Prozent.
- 82 Prozent der Startups nutzen Tools wie ChatGPT – vor allem im Marketing (64 Prozent) kommt generative KI häufig zum Einsatz.
- 47 Prozent der Startups sehen sich als Teil der Green Economy und wollen einen Beitrag zum Klima- und Umweltschutz leisten, 42 Prozent mehr als 2018.
- Im Schnitt haben Gründende sieben andere Gründende im Freundeskreis, in den Hotspots Berlin (12) und München (11) sind die Netzwerke noch stärker.
- Die Zahl der deutschen Unicorns hat sich seit 2018 auf 33 mehr als vervierfacht – im internationalen Vergleich liegen wir pro Kopf aber immer noch deutlich hinter Standorten wie den USA oder Israel.
- Stärker betroffen von den aktuellen Turbulenzen und Finanzierungsengpässen ist der Hotspot Berlin: Hier mussten im vergangenen Jahr 24 Prozent der Startups Entlassungen vornehmen, im Bundesdurchschnitt waren es nur 15 Prozent.
- Die RWTH Aachen, die TU München und die WHU sind die Top 3 der Gründungshochschulen – hier haben 13 Prozent der befragten Gründende ihren Abschluss gemacht.
Der ausführliche Deutsche Startup Monitor 2023 findet sich hier.
Über den Startup-Verband:
Der Startup-Verband hat knapp 1.200 Mitglieder und wurde im September 2012 in Berlin gegründet. Der Verein sieht sich als Repräsentant und die Stimme der Startups in Deutschland: Er vertritt die Interessen, Standpunkte und Belange von Startup-Unternehmen gegenüber Gesetzgebung, Verwaltung und Öffentlichkeit. Er wirbt für innovatives Unternehmertum und will die Startup-Mentalität in die Gesellschaft tragen. Der Verein versteht sich als Netzwerk der Startups in Deutschland.