Das Startup shaanty hat einen KI-basierten Mentalcoach entwickelt, der deine negativen Gedanken auflöst und mit dir positive Denkmuster aufbaut. Die Idee entstand im November 2021, die App gibt es seit Februar 2023. Die shaanty UG wurde Anfang Juli 2023 mit Hilfe des Startup Port an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW Hamburg) gegründet. Wir haben dem Mitgründer Mohamad Hamed Jalalzada ein paar Fragen gestellt.
Wie seid ihr auf das Thema eurer Geschäftsidee für shaanty gekommen? Inwiefern spielt das Thema in eurem Leben eine Rolle?
Wir sind auf dieses Thema gestoßen, da meine Kollegin Marie und ich aufgrund ständiger Arbeitsspannungen, übermäßiger Arbeitsbelastung und zahlreicher Unsicherheiten selbst von Burnout betroffen waren als wir damals an unserem ersten Startup hoλos gearbeitet haben. Wir haben am Ende jeden Tag 12 Stunden gearbeitet, weil wir alles perfekt machen wollten und dann auch irgendwann das Geld weniger wurde. Infolgedessen mussten wir uns eine sechsmonatige Auszeit nehmen und uns um uns selbst kümmern. Einen Monat lang sind wir mit dem Auto durch Italien gereist, wobei wir auch Bücher über psychische Gesundheit im Gepäck hatten. Unser Ziel war es, die Ursachen für unser Burnout herauszufinden, weshalb wir intensiv im Bereich der psychischen Gesundheit recherchiert und gelesen haben.
Nach unserer Rückkehr aus Italien haben wir uns mit Fachexpert*innen (Prof. Dr. Martin Sauerland, Miriam Schwartz, Prof. Dr. Gunter Groen) in Verbindung gesetzt und ausführliche Gespräche geführt. Dabei haben wir erkannt, dass die Ursachen für unsere Unsicherheiten, unseren Dauerstress und unser Burnout dysfunktionale Denkmuster sind. Diese Denkmuster sind irrationale Überzeugungen, die unser Handeln, Denken und Fühlen massiv beeinflussen.
Bei unseren Recherchen sind wir auch auf einige Mental Health Apps gestoßen, die wir natürlich direkt ausprobiert haben. Diese brachten jedoch nicht den gewünschten Erfolg. Deshalb haben wir uns entschlossen, shaanty zu entwickeln und die Menschen vor den Erfahrungen, die wir gemacht haben, zu schützen. Unsere Besonderheit liegt darin, dass wir nicht nur Methoden aus der kognitiven Verhaltenstherapie anwenden, um das Bewusstsein anzusprechen, sondern auch das Unterbewusstsein nachhaltig beeinflussen, um durch neurolinguistisches Programmieren langfristige Effekte zu erzielen.
Wie funktioniert die App? Wie würdet ihr eure Geschäftsidee beschreiben?
shaanty ist ähnlich aufgebaut wie WhatsApp, mit dem Unterschied, dass auf der anderen Seite ein KI-basierter Mentalcoach sitzt, der dabei hilft, mentale Blockaden zu überwinden. Mit shaanty kann man chatten (als Text), Sprachnachrichten austauschen und sogar telefonieren. Während des Gesprächs zwischen Nutzer*in und shaanty analysiert die KI im Hintergrund dysfunktionale Denkmuster und prüft, ob eine psychische Erkrankung vorliegt. Wird eine solche identifiziert, empfiehlt shaanty entweder einen geeigneten realen Coach (passend zu erkanntem Problem, gesprochener Sprache und Wohnort) aus ihrer Datenbank oder stellt die örtliche Notrufnummer zur Verfügung. Es ist wichtig zu betonen, dass shaanty keine psychischen Erkrankungen heilen kann.
Nach der Analyse führt shaanty mit dem Coachee eine geeignete Methode aus der kognitiven Verhaltenstherapie oder dem Neurolinguistischen Programmieren durch, um das Problem nachhaltig anzugehen. Dabei stellt shaanty Fragen oder gibt Arbeitsanweisungen, die der Coachee dann ausführt. Wenn sie an ihre Grenzen stößt, kann sie den passenden realen Coach vermitteln, der hilft, die bestehende Herausforderung zu bewältigen.
Bei shaanty kann man Coaching-Sitzungen kaufen, wobei das Bezahlsystem auf Tokens basiert. Jedes deutsche Wort entspricht 2 Tokens. Für eine komplette Coaching-Sitzung werden durchschnittlich 100.000 Tokens benötigt.
Wie konnte euch Startup Port bzw. HAW Hamburg bei der Gründung und Entwicklung Eures Startups helfen? Wie seid ihr zum Startup Port gekommen?
Bereits seit drei Jahren kennen wir den Startup Port und die HAW Hamburg. Sie haben uns erfolgreich bei der Bewerbung für das Exist-Gründungsstipendium (damals für hoλos) unterstützt. Als aktives Mitglied der Community erhalten wir immer die neuesten Updates. Wir schätzen die vielfältigen Angebote wie Workshops, Förderungen, Events und den persönlichen Austausch im 1:1 Format, die uns zur Verfügung stehen und nehmen diese gerne an. Im Laufe der Zeit sind Startup Port und HAW Hamburg für uns zu einer Art Familie geworden und wir pflegen einen kontinuierlichen Austausch.
Bevor du mit Marie König das Startup shaanty ins Leben gerufen hast, habt ihr gemeinsam ein anderes Startup namens hoλos gegründet: Was habt ihr damals gelernt? Was würdet ihr nie wieder so machen – was hat sich bewährt?
Unser Ziel mit hoλos war es, die Straßen sicherer zu machen. Obwohl wir direkt nach dem Master in die Startup-Welt eingetaucht sind, sehen wir die Zeit bei hoλos nicht als verloren an. Im Gegenteil, wir haben viel gelernt und unseren Horizont erweitert. Wir konnten nicht nur aus einer ingenieurwissenschaftlichen Perspektive arbeiten, sondern haben auch Aufgaben übernommen, die für uns neu waren. Es hat sich bewährt, frühzeitig auf seine Zielkunden zuzugehen und nicht jedes Feedback umzusetzen. Manchmal muss man auch Nein sagen und seine eigene Vision umsetzen. Das muss natürlich immer in Maßen geschehen, aber wenn man zu viel und zu oft an seinem Produkt ändert, dann wird man nie fertig. Was wir gelernt haben und nicht mehr so machen würden, ist unsere Fehlerkultur: Wir haben immer versucht, unser Produkt zu perfektionieren und wollten nicht mit etwas “Hässlichem” oder “Unfertigem” zur Kundschaft gehen. Aber genau daraus lernt man. Heute leben wir nach dem Motto von Dr. Uve Samuel: “Fail fast, fail early, fail cheap and fail better! Nur aus Fehlern kann man lernen und besser werden. Und nur so haben wir es geschafft, unsere App in nur 4 Monaten zu entwickeln.
Besonders stolz sind wir darauf, dass wir heute nicht mehr so sehr von mentalen Blockaden gehemmt werden wie früher. Durch das intensive Coaching haben wir an Selbstvertrauen gewonnen, sind selbstbewusster geworden und haben eine gute Work-Life-Balance gefunden. Unsere Visionen sind klarer geworden und wir gehen mit gestärktem Selbstvertrauen voran.
Was sind eure Ziele bis Ende des Jahres?
Unser Ziel bis Ende des Jahres ist es, mit shaanty vielen Menschen zu helfen, ihre mentalen Blockaden zu überwinden. Außerdem sind wir auf der Suche nach Förderprogrammen und Investoren, um unser Projekt weiter voranzutreiben. Da shaanty derzeit ausschließlich für iOS verfügbar ist, streben wir auch die Entwicklung einer Android-Version an (derzeit erst bei 70 Prozent). Wir möchten an Unternehmen appellieren, denen die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeitenden am Herzen liegt, shaanty als Ressource für ihre Belegschaft zu nutzen und offen für neue, junge Startups zu sein. Für entsprechende Kontakte stehen wir gerne zur Verfügung.