Das Drohnen-Startup Beagle Systems kann inzwischen auf Abruf Luftbilder zur Verfügung stellen, die eine bis zu 50-mal höhere Auflösung haben, als derzeit von kommerziellen Satelliten zur Verfügung gestellt werden. Die Drohne „Beagle M“ kann vom Firmensitz in Hamburg aus gesteuert werden, während sie sich samt Hangar im niedersächsischen Hanstedt (Lüneburger Heide) befindet.
Wenn es um die Erfassung von Geodaten für die Land- und Forstwirtschaft sowie für Infrastruktur- und Bauprojekte geht, sind Satelliten seit langem die bevorzugte Wahl: Sie bieten eine große Reichweite, hohe Geschwindigkeit und regelmäßige Betrachtungszeiten. Doch trotz dieser Vorteile haben Satelliten auch einige Nachteile, von denen der größte die Abhängigkeit von den Wetterbedingungen für optische Bilder ist: Bei bedecktem Himmel ist das Erheben von Geodaten kaum möglich. Deshalb ist ein Vorlauf von zwei bis vier Wochen üblich. Beagle Systems hat hier mit seiner selbst entwickelten Drohne „Beagle M“ ambitionierte Ziele: „Wir wollen unseren Kunden die gewünschten Bilddaten mit einem Vorlauf von nur 48 Stunden zur Verfügung zu stellen“, unterstrich Oliver Lichtenstein jüngst. Er ist einer der drei Gründer von Beagle Systems. Die Kosten für den vom Startup anvisierten Service liegen in einem ähnlichen Bereich wie bei satelliten-generierten Daten. Mit der entsprechenden Sensorik liefert die Drohne jedoch Bilddaten in einer Auflösung von einem Zentimeter pro Pixel: Das entspricht der fünfzigfachen Auflösung herkömmlicher Satellitendaten.
Gründungsgeschichte & Support
Zusammen mit seinen beiden Mitgründern Mitja Wittersheim und Jerry Tang sowie dem Rechtsanwalt Dr. Amos Münch als strategischen Partner hat Oliver Lichtenstein das Startup Beagle Systems auf Langstreckenflüge mit unbemannten Flugsystemen (UAV) spezialisiert. Damit sich das Team ohne Nebenjobs in Vollzeit dem Projekt widmen kann, hat sich Beagle Systems Ende 2018 um eine EXIST-Förderung beworben: „Ich bin online auf EXIST gestoßen. Da uns die nötige Unianbindung fehlte und die Nordakademie aufgrund des Dualen Systems keine Gründer fördert, haben wir uns an Nils Neumann (damals beyourpilot heute, Startup Port) gewandt. Im Rahmen eines Vortrags wurde ich dann von der Helmut-Schmidt-Universität angesprochen: Die waren von dem Projekt begeistert und haben die Mentorschaft übernommen. Seitens beyourpilot (ab Juli 2023 unter der Marke Startup Port) betreut uns die Gründungsberaterin Dr. Andrea Otto seit 2018, sie hat uns beim neunmonatigen Bewerbungsprozesses ausgezeichnet unterstützt und steht uns bis heute zur Seite“, so Oliver in der Startup Story von beyourpilot.
Erste Aufstiegserlaubnis für Flüge ohne Sichtkontakt
Beagle Systems hat im Sommer 2020 eine allgemeine Aufstiegserlaubnis für Flüge ohne Sichtkontakt im Land Niedersachsen erhalten. Damit war es eines der ersten Unternehmen in Deutschland (und der EU), welches eine BVLOS-Langstreckenfluggenehmigung erhalten hat. Diese hat dem Unternehmen erst ermöglicht, der täglichen Arbeit als Drohnen-Serviceanbieter („Drone-as-a-Service provider“) nachzugehen. Seitdem begann das Startup auch mit dem Aufbau eines bundesweiten Netzwerks an Lande- und Ladestationen für Drohnen, von denen diese auf Abruf zum Einsatzort überall in Deutschland geflogen werden können.
Von Hamburg aus wird eine Drohne in Niedersachsen gesteuert
Da Beagle Systems eine EU-weite Flugerlaubnis außerhalb des Sichtkontakts und in nichtbesiedelten Gebiete hat, kann die Drohne vom Firmensitz in Hamburg aus gesteuert werden, während sich „Beagle M“ samt Hangar im niedersächsischen Hanstedt (Lüneburger Heide) befindet. Somit muss keine Pilotin oder keine Pilotin vor Ort sein. Damit sind Drohnenflüge wesentlich einfacher und flexibler umsetzbar. Das selbst entwickelte Modell „Beagle M“ kann inzwischen pro Flug 200 Hektar scannen sowie aufnehmen, hat eine Spannweite von 2,50 Metern und kann eine Ladung von bis zu drei Kilogramm transportieren.
Angestrebter Netzausbau Richtung internationaler Expansion
Die Drohnen von Beagle Systems sind derzeit im Einsatz für die Inspektion und Überwachung großer Infrastrukturanlagen wie etwa Stromnetze. Sie können beispielsweise auch für die Überprüfung von Schädlingsbefall auf großen Acker- oder Waldflächen eingesetzt werden. Für die Zukunft hat das Unternehmen den milliardenschweren Markt der Liefer-, Kurier- und Expressdienste anvisiert. Die derzeitige Reichweite des Unternehmens ist jedoch durch das Netz der Ladestationen begrenzt. Bis 2024 will das Startup mit seinem Netz ganz Deutschland abdecken. Dazu müssten bundesweit etwa 40 Ladesäulen installiert werden. Die internationale Expansion würde anschließend erfolgen. Bis dahin müssen die Bilder kommerzieller Satelliten ausreichen.